Full text: Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte

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10. Theseus' letzteThaten und Tod. — Aber das 
friedliche Walten in der Heimat genügte dem Theseus nicht 
auf die Dauer; sein ganzer Sinn blieb auf Kampf und kühne 
Thaten gerichtet. Daher zog er von neuem auf Abenteuer aus 
und nahm mit andern Helden, namentlich auch mit Herkules, 
an mehreren Kriegszügen teil. Zuletzt drang er sogar mit 
feinem Freunde Pirithöus in die Unterwelt ein, um die 
Göttin des Schattenreiches zu entführen. Aber der erzürnte 
Herrfcher der Unterwelt ließ beide in Fesseln legen und an 
einen Felsen schmieden. Herkules befreite später den Theseus 
wieder; doch dessen Freund mußte auf immer in der finstern 
Tiefe schmachten. 
Als Theseus aus der Unterwelt zurückkehrte, fand er in 
Athen, statt des vorigen Gehorsams, überall Widerstand und 
Auflehnung. Seine Feinde hatten das Volk ihm abwendig ge- 
macht, sodaß es seiner Wohlthaten vergaß und sich seiner Herr- 
schaft nicht fügen wollte. Da verließ Theseus die undankbare 
Stadt und ging in die Verbannung nach der Insel Scyrus, 
wo er von seinem Vater her Güter hatte. Der König der Insel, 
Lykomedes, nahm ihn gastsrenndschastlich auf, fann aber 
auf schmählichen Verrat. Er fürchtete, ein Held wie Theseus 
könne ihn aus dem Besitze der Insel verdrängen; lieber wollte 
er sich dessen Ländereien selber aneignen. Darum beschloß er, 
sich des Gastes durch List zu entledigen. Unter dem Vorwande, 
ihm die ganze Insel und das weite Meer ringsum zu zeigen, 
führte er den Theseus auf einen hohen Felsen am Meeresufer 
und stieß ihn in den Abgrund hinab. Das war das Ende des 
Helden. Die Athener aber bereueten ihre Undankbarkeit, er¬ 
richteten dem Theseus Tempel und Altäre und brachten später 
unter großem Festgepränge feine Gebeine von Scyrus nach 
Athen. 
4. Der trojanische Krieg. 
1. Der Apfel der Eris. — Als Peleus, ein König 
im nördlichen Griechenland, mit der Meergöttin Thetis 
Hochzeit hielt, waren alle Götter intd Göttinnen zu dem Feste 
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