Heinrich III. v. England u. Ludwig d. Heilige v. Frankreich. 519
war, Graf von Leicester, seitdem der Vater seiner Ge-
mahlin Amici a von Leicester gestorben, zweiter Ge-,
mahl von des Königs Schwester Eleonore, aber durch
diesen seinen königlichen Schwager mehr als einmal schwer
beleidigt. Auf seinen Antrieb, während ausserdem eine
Hungersnoth die Wuth des Volkes stachelte, erschienen
1258 die Barone bewaffnet zu Westminster und zwangen
Heinrich HI. die Bildung eines Ausschusses von 24 Prä¬
laten und Baronen zur Reform des Königreichs zu be.
willigen: die Hälfte des Ausschusses sollte der König,
die Hälfte ein nach Oxford ausgeschriebnes Parlament
ernennen. Das letztere, versammelt den 11. Juni 1258
und bekannt unter dem Namen des tollen (the mad
parliament), übergab den 24 Staatsverbesserern, denen
Leicester Vorstand, unumschränkte Vollmacht und ließ
den König alle neuen Einrichtungen im Voraus beschwö¬
ren. Anfangs wurden gute Verfügungen erlassen, eine
hinsichtlich der Wahl von 4 Rittern in jeder Grafschaft,
welche über Statt gehabte Bedrückungen referiren, eine
hinsichtlich der je auf ein Jahr zu bestellenden Sheriffs,
welche von den Grafschaftsbewohnern erwählt werden
sollten, eine, die jährlich Rechenschaft von allen Gerichts-
Personen und Abhaltung dreier Parlamente verlangte;
bald aber mißbrauchten die Staatsverbcsserer ihre Ge¬
walt und trennten sich in zwei Partheien, in die des
wilden Leicester und die des gemäßigten Grafen Ri¬
chard von Gloc ester. Unter solchen Umständen be¬
willigte Ludwig seinem Schwager Heinrich den vorhin er¬
wähnten Frieden. Jndcß benützte der König von Eng¬
land die Spaltung seiner Gegner, ließ sich vom Pabste
des abgelegten Eides entbinden, brachte die Regierung
wieder in seine Hände, und zwang 1262, während Glo-
cester Frieden machte, den Grasen Leicester zur Flucht
nach Frankreich. Allein noch im selben Jahre, zu An¬
fang Oktobers, da Heinrich dem französischen Könige ei¬
nen Besuch abstattete, kehrte Leicester zurück, knüpfte die
alten Verbindungen an, eroffncte im April 1263 die