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VIII. Könie: und Kaiser Wilhelm I. 1861 — 1888.
Am 2. August fand ein Scharmützel bei Saarbrücken statt,
wo ein ganzes französisches Armeekorps drei Infanteriebataillone
und ein paar Schwadronen Ulanen aus der offenen Stadt trieb.
Der Kaiser und sein 14jähriger Sohn waren zugegen. Hoch¬
trabende Siegesnachrichten gingen nach Paris; der kaiserliche
Prinz habe die „Feuertaufe“ erhalten.
Am 4. August schlug der Yortrab der III. Armee eine
Division des Korps Mac Mahon unter Abel Douay bei Weißen¬
burg im nördlichen Elsaß und stürmte den Geißberg. Der
tapfere französische Führer fand den Tod. Dieses Gefecht war
die Einleitung zu einer größeren Schlacht.
Am 6. August wurde Marschall Mac Mahon selber bei dem
Dorfe Wörth, südwestlich von Weißenburg, vom Kronprinzen
völlig geschlagen. An demselben Tage stürmten Teile der I.
und II. Armee weiter nordwestlich davon, bei Saarbrücken, die
Spicherer Höhen, die die Franzosen für uneinnehmbar gehalten
hatten, und trieben die Franzosen in wilde Flucht.
Die bisherigen deutschen Siege ließen es den Staaten, die
nicht übel Lust gehabt hatten Frankreich beizustehen, wie Öster¬
reich, Italien und Dänemark, doch geraten erscheinen das Schwert
in der Scheide zu behalten. Und wenn in Deutschland hier und
da Furcht geherrscht hatte vor den halbwilden Zuaven und Turkos,
die sich die Franzosen aus JSordafrika geholt hatten, so hatten
die bisherigen Erfolge gezeigt, daß solche Angst unbegründet
war; die Turkos wurden jetzt mehr verspottet als gefürchtet.
Die französischen Truppen waren nun in zwei Heereskörper
vereinigt; der eine stand an der Mosel um Metz herum unter
Marschall Bazaine, der andre westlich davon bei Chälons an
der Marne unter Mac Mahon; bei diesem Heere befand sich
jetzt auch Kaiser Napoleon. Bazaine hielt es für geraten die
Moselliiiie aufzugeben und „sich rückwärts zu konzentrieren“, wie
man damals sagte, d. li. westwärts nach Yerdun an der Maas zu
gehen und von da aus sich mit Mac Mahon zu vereinigen. Dieser
Plan Bazaines wurde durch die Kämpfe am 14., 16. und 18. August
vereitelt.
Am 14. August griffen deutsche Truppen die Franzosen öst¬
lich von Metz bei Colombey an. Der Zweck war, die Feinde