94 Alte Geschichte.
Bonifaz Im Jahre 732 ernannte der Papst den Bonifaz zum „Erzbischof"
732 1)011 9an3 Deutschland. Als solcher errichtete er Bischofssitze *) in den
deutschen Gauen, soweit sie christlich waren, und ordnete sämmtliche christliche
Gemeinden zu einem wohlgegliederten Ganzen, dessen Oberhaupt Rom
war. Wegen dieser vieljährigen apostolischen Wirksamkeit in einem großen
Theil unseres Vaterlandes ist er der „Apostel der Deutschen" genannt worden.
Im Jahre 748 wurde Bonifaz zum Erzbischof zu Mainz ernannt
und als solcher weihte er (752) nach dem Willen des römischen Bischofs
Pipin den bisherigen Großhofmeister Pipin, zum König der Frankens. —
752. groei Jahre später (754) unternahm der bejahrte Kirchenfürst seine letzte
Missionsreise. Von Priestern begleitet, durchzog der ehrwürdige Greis
Fries lau d, predigte und taufte. Bereits war er bis in die Gegend
des heutigen Dokkum, an der Nordküste des Zuiderfees, vorgedrungen
und hatte dort sein Wanderzelt aufgeschlagen. Am andern Morgen aber
kamen die erzürnten Anhänger des Heidenthums mit geschwungenen Waf-
fen und erhobenem Schild herbei. Die zweiundfünfzig Gefährten des
Bonifaz wollten sich vertheidigen, aber er sprach zum Frieden. Da stürz-
Tod des ten die Feinde daher und erschlugen ihn mit seinem ganzen Gefolge. So
Bonifaz starb der fromme Mann am 5. Juli 755. Seine Gebeine begrub man
755, im Kloster Fulda, das er (744) gegründet und sich selbst zur letzten Ruhe-
statte auserkoren hatte.
23. Karl der Große 768-814.
1. Karl der Große, geboren 742, König der Franken 768—814, bis 771 mit Karl¬
mann Sein Zweck: ein christliches Abendland. Der Krieg gegen die heidnischen
Sachsen 772 — 803; Zerstörung der Ereöburg und der Jrmensäute 77.'; Karl'S Zug
gegen die Longobarden, der eiserne Karl; Desiderius in daS Kloster 774. 2. Karl'S
Zug gegen die Sachsen und Lombarden 776. Karl'S dritter Zug gegen die Sachsen
776. Reichstag zu Paderborn 777. Karl'S Zug nach Spanien 778, Roland'S Tod.
Vierter Zug gegen die Sachsen 779. 780. Gründung von Kirchen, Klöstern und
Schulen. Karl zieht nach Italien 781. Das Blutbad in Veroen 782. Schlacht
bei Detmold und an der Hase. Wittekind läßt sich taufen 786. 3. Kampf in
Oberitalien 787, und Baiern: Tassilo 788. Im Osten Deutschland'S seit d?r Völker-
Wanderung slavische Völker. Kacl'S Zug gegen die Wilsen 789; gegen die Avaren,
Gründung der Ostmark 791. Fortdauernde Kämpse mit den Sachsen. Friede zu
Seiz 803. Karl'S Zug gegen die Normanen 811. Die Grenzen seines Reiches.
Karl'S Krönung zum römischen Kaiser 800. 4. Karl ein Vater seiner Völker: die
u. f. w. getrieben; die Nonnen übten sich im Nähen, Sticken und Besetzen der Klei-
der mit <$olö und Edelsteinen. Die Verzierungen der Kirchen sörberien die Bear¬
beitung des Holzes und der Metalle zu Kunstarbeilen und die Geistlichen waren darin
den Laien Lehrer und Beispiel vgl. Kursus 3. S. 151—152. u. 153. 154.
i) Die bedeutendsten damaligen Bisthümer sind: Passau und RegenSburg
für Baiern, Salzburg und Würzburg für Franken, Erfurt für Thüringen.
2; Der Großhofmeister, Hausmeier, major domus, regierte im Namen
deö Königs das Reich der Franken (S. 92. Anm. 1. u. Kursus 2. S. 104—106:
Karl Martellj. — Pipin der Kleine wollte nicht länger der Diener eines Schatten-
königS sein. Er ließ daher bei dem Bischof von Rom, dessen Wort bei den Franken
viel galt, anfragen, „ob eS besser sei, daß derjenige König sei und heiße, welcher alle
Macht besitze, oder der, welcher nur den Namen führe?" Die Antwort war, wie
Pipin sie wünschte: „ES scheint mir besser und nützlicher, daß derjenige König sei
und heiße, der alle Gewalt in den Händen hat." Hierauf schickte Pipin den König
Ehilderich in daö Kloster und ward König der Franken (752—768).