Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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her, der für junge Sänger auf Grund der alten Lieder ein Handbuch 
der Kunstpoesie schrieb, dessen Name soviel wie Poetik bedeutet. 
Nach der Meinung einiger Forscher heißt Edda „Buch von Oddi". 
Obdt war das Gehöft im südwestlichen Island, wo Snorri seine 
Jugend verlebte. 
a. Die Götter. Die Götter der Germanen waren personi¬ 
fizierte Naturkräfte. Die ursprünglichen Götter, gewaltige 
Riesen, mußten den Lichtgöttern, den Äsen, weichen. Diese 
bewohnen die Himmelsburgen und bilden eine Gemeinschaft nach 
menschlichem Muster. An ihrer Spitze steht Odin (norb.), Wodan 
(altsächs.) ober Wuotan (ahb.). Er ist ber Gott ber völkerleitenben 
Fürsten unb Helben. aber auch „ber grübelnde Ase", ber Gott ber 
Weissagung, bes Wissens unb Dichtens, ber bte Nunen* erfunben 
hat. Er trägt einen großen ©chlapphut, ben er tief ins Gesicht 
zieht, um seine Einäugigkeit zu verbergen. In einen weiten, blauen 
Mantel gehüllt, führt er „bte wilbe Jagd" an. Thront er in der 
Götterburg, dann sitzen zwei Raben auf seinen Schultern; sie heißen 
„Gebanke" unb „Erinnerung". Obins Gemahlin Frigg (norb.) oder 
Frija (ahb.) ist bie Beschützerin ber Ehe unb des häuslichen Herbes, die 
Lehrmeisterin bes Spinnens, bas Borbilb ber germanischen Hausfrau. 
Von Obin unb Frigg stammen bie anberen Asen ab. Thor (norb.) 
ober Donar (ahb.) ist ber Gott bes Gewitters, aber auch der 
schützende Gott des Ackerbaues und aller menschlichen Kultur. Tyr 
(norb.), Ziu (ahb.), ber Kriegsgott, verleiht ben Sieg. Freyr 
(norb) ober Fro (ahb.), ber Sonnengott, spendet der Erbe Frucht- 
barkeit, Licht unb Wärme. Ihm ähnelt Bai ber ober Phol (ahb.), 
ber Gott bes Frühlings. Freyja, bte Schwester Frcyrs, ist bte 
Göttin ber Liebe. Nerthus (früher fäl|chltch Herta) gilt als 
nährenbe Erbmutter. 
Den segenspenbenben Asen stehen die bösen und zerstörenden 
Gewalten gegenüber. Soft, ber Gott bes Feuers, durch dessen 
Arglist Salber getötet wirb, ist ihr Anführer. 
Nebengottheiten ber Germanen waren bte Walküren 
und die Nornen. Erstere sind die Schwertjungfrauen Obins, 
die das Geschick der Schlacht entscheiden und die gefallenen Helden 
nach Walhalla, dem Orte der Seligen, geleiten, wo sie unauf- 
hövltch die Hörner mit schäumendem Met füllen. Die Nornen 
bestimmen bas Schicksal bes Menschen; sie geben ihm beim Eintritt 
ins Seben Glück unb Unglück als Angebtnbe mit. Übernatürliche 
Wesen, die den Menschen teils freundlich, teils feindlich gegenüber- 
stehen, sind die Riefen, Zwerge. Kobolde, Nixen und Elfen. 
* Die Runen sind die anscheinend den lateinischen Buchstaben nachge- 
bildeten germanischen ©chriftjetchm. Damit sie leidster in die Losstäbe (S. 7) 
eingeschnitten werden konnten, gab man ihnen geradlinige Formen.
	        
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