Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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verleitete den Sultan zu einem Kampfe gegen Rußland. Peter wurde mit 
seinem Heere von den Türken umzingelt und konnte sich nur durch die Ab- 
tretung von Asow retten. 
Unterdessen hatten August II. von Sachsen (und Polen) und Friedrich IV. 
von Dänemark ihr Bündnis wieder erneuert. Die Seemächte und der 
Kaiser setzten im „Haager Konzert"* die Neutralität der schwedischen 
Besitzungen in Deutschland fest. 
Da sich Peter der Große trotzdem der Odermündungen bemächtigen 
wollte, trat Friedrich Wilhelm I. dem Frieden von Utrecht bei und 
besetzte Stettin und das schwedische Borpommern bis zur Peene. Karl XII., 
der inzwischen aus der Türkei zurückgekehrt war, weil die Schweden einen 
Reichsverweser einsetzen wollten, verlangte die sofortige Räumung der besetzten 
Gebiete. Deshalb erklärte ihm Friedrich Wilhelm I. den Krieg und besetzte 
Stralsund. Die Schweden wurden fast ganz aus Deutschland 
vertrieben. Karl versuchte nun den Dänen Norwegen zu entreißen. Bei 
der Belagerung von Friedrichshall wurde er aber von einer Kugel 
getötet, 1718. 
Obgleich Karl XII. einer der bedeutendsten Fürsten und Feld- 
Herren aller Zeiten war, hat er doch durch sein leidenschaftliches 
Wesen und seinen Eigensinn Schweden um seine Großmacht- 
stellung gebracht. 
d. Die Friedensschlüsse zu Stockholm und zu Nystadt. 
Nach dem Tode Karls XII. regierte seine Schwester Ulrike Eleonore 
mit dem Reichsrat. Im Frieden zu Stockholm, 1720, verlor Schweden seine 
Besitzungen in Deutschland bis auf ein Stück von Vorpommern. Preußen 
erhielt Stettin und Vorpommern zwischen Oder und Peene. 
Rußland gewann 1721 im Frieden zu Nystadt (in Finnland) 
Livland, Estland und Ingermanland. Es trat nun an die Stelle Schwedens 
in der Reihe der europäischen Großmächte. 
Bon den Nachfolgern Peters des Großen führte 
Anna, 1730—1740, die Reformen Peters weiter und beteiligte sich 
am Polnischen Erbfolgekriege (S. 263), 
Elisabeth, 1741—1762, nahm gegen Friedrich den Großen für 
Österreich Partei. 
Kulturzustände in Deutschland in der Zeit von 1648—1740. 
1. Das gesellschaftliche Leben. Der Dreißigjährige Krieg hatte 
Deutschland in politischer, wirtschaftlicher und geistiger Hinsicht vom 
Auslande abhängig gemacht. Frankreich, das unter Ludwig XIV. 
das politische Übergewicht in Europa erlangte, wurde auch in 
* Konzert bedeutet in der Sprache der Diplomaten eine Vereinbarung 
mehrerer Mächte über ein gemeinschaftliches Vorgehen.
	        
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