Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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versuchte, selbst eine deutsche Grammatik abzufassen, und veranstaltete 
eine Sammlung deutscher Heldenlieder. Unter den Geistlichen 
befanden sich jetzt schon viele Deutsche. Karl schrieb ihnen vor, 
deutsch zu predigen und die Jugend in deutscher Sprache zu unter- 
weisen. Ihm hat auch zuerst'der Gedanke einer allgemeinen 
Volksbildung vorgeschwebt; denn er befahl den Geistlichen, die 
Jugend nicht bloß in der Religion, sondern auch im Lesen, Schreiben 
und Singen zu unterrichten. 
5. Karls Lebensende und seine geschichtliche Bedeutung. 
In den letzten Lebensjahren verlor Karl zwei hoffnungsvolle 
Söhne, und der weniger begabte Ludwig blieb als alleiniger Erbe 
des Reiches zurück. Jhu krönte Karl einige Monate vor seinem 
Tode im Beisein der Großen zum Kaiser. Zu Anfang des Jahres 814 
starb Karl und wurde im Münster zu Aachen begraben. 
Karl, dein die Geschichte dm Beinamen „der Große" gegeben 
hat. war in seiner äußeren Erscheinung, in seiner Lust am Jagen, 
Reiten und Schwimmen und seiner Freude am behaglichen Familien- 
leben ein echt deutscher Fürst. Sein Auftreten war voll königlicher 
Würde; aus seinen großen, lebhaften Augen sprachen Wohlwollen 
und Heiterkeit. Mit scharfem Verstände und weitschauendem Blick 
vereinte er unbeugsamen Willen, rasche Entschlossenheit, rastlose 
Tätigkeit und ideales Streben. Seine mächtige Persönlichkeit war 
der Mittelpunkt für das Weltreich, das er geschaffen hatte. 
Darum hat sich sein Bild nicht nur den Zeitgenossen tief eingeprägt, 
sondern Geschichte und Sage haben sich seiner für alle Zeilen 
bemächtigt. Das von ihm geschaffene römisch-deutsche 
Kaisertum bildete für die mittelalterlichen Herrscher 
das eifrig erstrebte Ziel, und er selbst galt den nach- 
folgenden Jahrhunderten als die Verkörperung des 
Kaiserideals. 
Dritter Abschnitt. 
Die AnNösnng des Fränkischen Kaiserreiches, 
814—918» 
Ludwig I., der Fromme, 814—840. 814—840 
Ludwig, der jüngste Sohn Karls des Großen, hatte eine gute 
Erziehung erhalten und war auch im Gebrauch der Waffen geübt, 
aber sein Mangel an Tatkraft wurde für das weite Reich ver¬ 
hängnisvoll. Indem Ludwig den Vasallen Reichsgüter als Eigentum 
überließ, machte er sie allzu mächtig. Die hohen Beamten setzten 
Einhard, Karls d. Gr. Persönlichkeit. Atzler, Qu. u. L. I- Nr. 19.
	        
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