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sondern in lateinischer Sprache, aber aus deutscher Anschauung und
von deutschen Dingen. Die „Sächsische Geschichte" Widukinds
von Koro ei, die von dem Mönche Ruotger verfaßte Lebens-
beschreibung des Erzbischofs Bruno von (SoIn, das Gedicht über
die Taten Ottos d. Gr. von der Benediktinerin Hrotsuitha
(Hroswitha) von Gandersheim sind von Stolz auf das starke
Sachsenvolk und seinen mächtigen Herrscher erfüllt. Der kaiserliche
Hof wurde der Sammelplatz aller hervorragenden Geister. Vor
allem sind Ottos d. Gr. jüngster Bruder, der Erzbischof Bruno
von Cöln, der die Klosterschulen mit Sorgfalt pflegte, und der
Franzose Gerbert, der spätere Papst Sylvester II., zu nennen, der
die sog. arabischen Ziffern einführte und einen Himmelsglobus,
sowie ein Fernrohr anfertigte. Wie sehr auch das weibliche
Geschlecht von dem Bildungstriebe erfaßt war, beweist die Herzogin
Hedwig von Schwaben, die Schwester Heinrichs des Zänkers,
die sich von dem Mönche Ekkehard den römischen Dichter Virgil
erklären ließ. (Zweite Renaissance. Vgl. S. 46.)
3. Die romanische Kunst. Der wirtschaftliche und religiöse
Aufschwung, den Deutschland unter den sächsischen Kaisern nahm,
zeigte sich auch in der Kunst. Sie stand ganz im Dienste der
Kirche und wurde fast ausschließlich von Mönchen geübt. Die
überlieferten altchristlichen Formen (S. 26), die zum Teil schon
von den Ostgoten und Langobarden beeinflußt worden waren, wurden
von den Deutschen in eigenartiger Weise weitergebildet, und es
begann sich im 10. Jahrhundert eine Kunstrichtung zu entwickeln,
die man den tomanifciWn Stil nennt.
a. Die Kaukonft. Für die Gotteshäuser wurde die Form der
Basilika mit einem hohen Mittelschiff und zwei nur halb so hohen
Fig. 4. Grundriß des Domes zu Speyer.
und breiten Seitenschiffen beibehalten, doch gab man dem Grundriß
durch Verlängerung des Querschiffs und Mittelschiffs die Gestalt
Lübke, Der romanische Baustil. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 32.