Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Mittelkursus)

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einfachen blauen Tuchrock, der langen Weste, den knappen Kniehosen 
und dem dreieckigen Hut; die Haare wurden in einen steifen Zopf 
geflochten. 
Der Wahlspruch Friedrich Wilhelms I. lautete: „Nec soli cedit“ 
d. h. er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht (sondern strebt 
nach dem Höchsten). 
2. Die Staatsverwaltung unter Friedrich Wilhelm I. a. Die 
Heranbildung eines pflichttreuen jieamtenftandes. Der König ließ sich bei 
allen seinen Maßnahmen von der Rücksicht ans den Vorteil des 
Staates leiten. Er betrachtete das Königtum als ein ihm von Gott 
verliehenes Amt und hielt es für seine Pflicht, überall persönlich 
einzugreifen, wo er glaubte, das Wohl seiner Untertanen fördern zu 
können. Darum verlangte er auch von seinen Beamten den regsten 
Diensteifer und die größte Gewissenhaftigkeit. Beamte, die sich eine 
Unterschlagung von Staatsgeldern hatten zuschulden kommen lassen, 
verurteilte er zum Tode. Alljährlich bereiste er die Provinzen, 
prüfte überall sorgfältig die Geschäftsführung der Beamten und 
bestrafte die Säumigen hart. So gelang es ihm, ein Beamtentum 
heranzubilden, das feine Pflichten mit militärischer Pünktlichkeit uud 
größter Gewissenhaftigkeit erfüllte. 
b. Die Neuordnung der Staatsverwaltung. Die Staatsverwaltung 
änderte der König vollständig um. Er arbeitete hierfür selbst eine 
ausführliche Instruktion aus, die genau befolgt werden mußte. 
Die oberste Verwaltungsbehörde war das G e n e r a ld i r e k t o r i n m, 
in welchem der König den Vorsitz führte. Es bestand aus fünf Ab¬ 
teilungen, au deren Spitze je ein Minister stand. Ans dem General¬ 
direktorium ist das jetzt bestehende Staatsministerium hervorgegangen. 
Unter dem Generaldirektorium standen in den Provinzen die Krieg s- 
nnd Domänenkammern, ans denen sich die heutigen König¬ 
lichen Regierungen entwickelt haben. Für die Prüfung sämtlicher 
Rechnungen des Staatshaushalts gründete Friedrich Wilhelm die 
Generalrechenkammer zu Potsdam. Sie besteht unter dem 
Namen „Oberrechnungskammer" noch heut. 
Der König suchte unaufhörlich die Einnahmen des Staates 
zu erhöhen und die Ausgaben zu verringern. Die Steuerfreiheit 
des Adels schasste er ab. Jeder Grundbesitzer mußte jetzt eine 
Steuer entrichten, und auf ausländische Erzeugnisse wurde ein Zoll 
gelegt. Von allen Waren, die in die Städte eingeführt wurden, 
ließ der König eine Abgabe, die Akzise, erheben. Wer ein ueues 
Aus der Instruktion Friedrich Wilhelms I. für das Generaldirektorium. 
Atzler, Qu. Nr. 78.
	        
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