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tödlich verwundet. Ganz Deutschland mit Ausnahme Österreichs
war nun in der Gewalt der Schweden.
Tilly entstammte einer alten belgischen Familie. Er stand zuerst in
spanischen, bann in kaiserlichen Diensten; später machte ihn Maximilian von
Bayern zum Anführer des ligistischen Heeres. Nach Wallensteins Absetzung
erhielt er auch den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen. Da er auf
diese Weise gezwungen war, zwei Herren zu dienen, die oft entgegengesetzte
Ziele verfolgten, so kam er wiederholt in die schwierigste Lage und mußte
manche günstige Gelegenheit, den Feind zu schlagen, unbenützt lassen. Obgleich
er in 22 Hauptschlachten gesiegt hatte, unterlag er bei Breitenfeld seinem
größeren Gegner. Er starb. 73 Jahre alt, in Ingolstadt an der Wunde,
die er bei Rain am Lech erhalten hatte. Seine geringe Hinterlassenschaft
erbten die Soldaten, die ihm bei Breitenfeld das Leben gerettet hatten.
Tilly war klein und hager. Seine Soldaten verehrten ihn wie einen
Vater, obgleich er auf strenge Mannszucht hielt. Der große Feldherr war
ein kindlich frommer, mäßiger Mann. Er bildete einen schönen Gegensatz
zu den zuchtlosen Offizieren seiner Zeit. König Ludwig I. von Bayern hat
ihm in der Feldherrnhalle zu München ein Standbild errichtet.
5. Gustav Adolfs Tod. Nach dem Tode Tillys befand sich
Ferdinand II. in großer Not. Er ersuchte deshalb Wall enstein,
ein neues Heer zusammenzubringen. Wallenstein willigte aber erst
ein, nachdem ihm der Kaiser unumschränkte Selbständigkeit in der
Führung der Truppen zugesichert und ein österreichisches Erbland
als Belohnung in Aussicht gestellt hatte. Als nun „der Fried-
länder" die Werbetrommeln rühren ließ, strömte in kurzer Zeit ein
großes Heer zusammen. Wallenstein vertrieb zuerst die Sachsen
aus Böhmen und wandte sich darauf nach Bayeru gegen Gustav
Adolf. Bei Nürnberg lagen sich die beiden Feldherren zehn
Wochen lang gegenüber. Ein Sturm auf Walleusteius Lager
brachte den Schweden große Verluste. Als Gustav Adolf, durch
den Hunger gezwungen, nach Süden zog, wandte sich Wallenstein
nach Norden. Der Schwedenkönig war jetzt um den Rückzug
besorgt; er zog seinem Gegner nach und nötigte ihn am 16. No-
1632 vernber 1632 zur Schlacht bei Lützen. Hier fiel Gustav
Adolf; sein Heer behauptete aber das Schlachtfeld. Auch der
kühne kaiserliche Reitergeneral Pappen heim starb bei Lützen
den Heldentod.
Der Tod Gustav Adolfs hatte auf den weiteren Verlauf
des Krieges einen großen Einfluß. Da feine Tochter erst sechs
Jahre alt war, übernahm der Kanzler Oxenstierna (ocksenscharna)
die Leitung der schwedischen Staatsangelegenheiten. Der junge,
aber überaus mutige Herzog Bernhard von Weimar und der
schwedische General Horn erhielten den Oberbefehl über das Heer;