Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

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tödlich verwundet. Ganz Deutschland mit Ausnahme Österreichs 
war nun in der Gewalt der Schweden. 
Tilly entstammte einer alten belgischen Familie. Er stand zuerst in 
spanischen, bann in kaiserlichen Diensten; später machte ihn Maximilian von 
Bayern zum Anführer des ligistischen Heeres. Nach Wallensteins Absetzung 
erhielt er auch den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen. Da er auf 
diese Weise gezwungen war, zwei Herren zu dienen, die oft entgegengesetzte 
Ziele verfolgten, so kam er wiederholt in die schwierigste Lage und mußte 
manche günstige Gelegenheit, den Feind zu schlagen, unbenützt lassen. Obgleich 
er in 22 Hauptschlachten gesiegt hatte, unterlag er bei Breitenfeld seinem 
größeren Gegner. Er starb. 73 Jahre alt, in Ingolstadt an der Wunde, 
die er bei Rain am Lech erhalten hatte. Seine geringe Hinterlassenschaft 
erbten die Soldaten, die ihm bei Breitenfeld das Leben gerettet hatten. 
Tilly war klein und hager. Seine Soldaten verehrten ihn wie einen 
Vater, obgleich er auf strenge Mannszucht hielt. Der große Feldherr war 
ein kindlich frommer, mäßiger Mann. Er bildete einen schönen Gegensatz 
zu den zuchtlosen Offizieren seiner Zeit. König Ludwig I. von Bayern hat 
ihm in der Feldherrnhalle zu München ein Standbild errichtet. 
5. Gustav Adolfs Tod. Nach dem Tode Tillys befand sich 
Ferdinand II. in großer Not. Er ersuchte deshalb Wall enstein, 
ein neues Heer zusammenzubringen. Wallenstein willigte aber erst 
ein, nachdem ihm der Kaiser unumschränkte Selbständigkeit in der 
Führung der Truppen zugesichert und ein österreichisches Erbland 
als Belohnung in Aussicht gestellt hatte. Als nun „der Fried- 
länder" die Werbetrommeln rühren ließ, strömte in kurzer Zeit ein 
großes Heer zusammen. Wallenstein vertrieb zuerst die Sachsen 
aus Böhmen und wandte sich darauf nach Bayeru gegen Gustav 
Adolf. Bei Nürnberg lagen sich die beiden Feldherren zehn 
Wochen lang gegenüber. Ein Sturm auf Walleusteius Lager 
brachte den Schweden große Verluste. Als Gustav Adolf, durch 
den Hunger gezwungen, nach Süden zog, wandte sich Wallenstein 
nach Norden. Der Schwedenkönig war jetzt um den Rückzug 
besorgt; er zog seinem Gegner nach und nötigte ihn am 16. No- 
1632 vernber 1632 zur Schlacht bei Lützen. Hier fiel Gustav 
Adolf; sein Heer behauptete aber das Schlachtfeld. Auch der 
kühne kaiserliche Reitergeneral Pappen heim starb bei Lützen 
den Heldentod. 
Der Tod Gustav Adolfs hatte auf den weiteren Verlauf 
des Krieges einen großen Einfluß. Da feine Tochter erst sechs 
Jahre alt war, übernahm der Kanzler Oxenstierna (ocksenscharna) 
die Leitung der schwedischen Staatsangelegenheiten. Der junge, 
aber überaus mutige Herzog Bernhard von Weimar und der 
schwedische General Horn erhielten den Oberbefehl über das Heer;
	        
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