Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

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Reiter und Schwimmer und bestand als kühner Jäger manchen 
Kampf mit Ebern, Bären und Auerochsen.. Die Anstrengungen, 
die feine zahlreiche« Feldzüge mit sich brachten, schadeten seiner 
Gesundheit nicht. Karl hatte eine hohe Stirn, große, lebhafte 
Augen und trug das Haupthaar kurz geschnitten. Aus seiner ganzen 
Erscheinung sprach königliche Würde. 
Karl behielt auch als Kaiser die fränkische Tracht bei. 
Diese bestand in einem leinenen Hemd, einem enganliegenden Leibrock 
und Beinkleidern. Die Waden wurden mit langen Bändern um- 
wunden. Die Füße waren in Sandalen eingeschnürt. Im Winter 
zog der Kaiser ein Wams ans Otterfell an. Bei Feierlichkeiten 
trug er ein goldgesticktes Gewand, einen Mantel, der von einer- 
goldenen Spange zusammengehalten wurde, uud ein mit Edelsteinen 
besetztes Diadem. 
In Speise uud Trank war Karl mäßig. Am liebsten weilte 
er im Kreise seiner gelehrten Freunde und seiner Kinder, die er 
zärtlich liebte. Mit großer Klugheit, Entschlossenheit und Tatkraft 
vereinte er Milde, Gerechtigkeit, Frömmigkeit und Liebe zu den 
Wissenschaften. 
Der große Kaiser starb im Jahre 814 in seiner Lieblingsstadt 
Aachen und wurde iu dem von ihm erbauten prächtigen Münster 
beigesetzt. Während des ganzen Mittelalters galt Karl als das 
erhabene Vorbild der deutschen Kaiser. 
Die Auflösung des Fränkischen Kaiserreiches. 
Beim Tode Karls des Großen lebte von seinen Söhnen nur 
noch der jüngste. Er hieß Ludwig uud wurde wegen seiner Frömmigkeit 
und wegen der Wohltaten, die er der Kirche erwies, der Fromme 
genannt. Obgleich er eine vortreffliche Erziehung erhalten hatte und 
auch ein tüchtiger Krieger war, vermochte er doch nicht, das große 
Frankenreich m der Art seines Vaters zu beherrschen. Er regierte 
von 814—840. 
Schon wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt regelte 
Ludwig die Erbfolge. Sein ältester Sohn Lothar, den er zum 
Mitfaiser ernannte, sollte die Kaiserwürde und die Oberherrschaft über 
das ganze Reich erben, während Pippin und Ludwig (der Deutsche) 
in einigen Grenzländern als Unterkönige regieren sollten. Als aber 
Ludwig mehrere Jahre später aus seiner zweiten Ehe einen Sohn 
Karl, genannt der Kahle, erhielt, gab er auch diesem einen Teil 
des Reiches. Deshalb empörten sich die drei älteren Söhne gegen 
den Vater, und es brach ein Krieg aus. Die Heere trafen sich in 
Freytag, Das Leben am Hofe Karls des Großen. G. P. R. I, 271.
	        
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