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Reiter und Schwimmer und bestand als kühner Jäger manchen
Kampf mit Ebern, Bären und Auerochsen.. Die Anstrengungen,
die feine zahlreiche« Feldzüge mit sich brachten, schadeten seiner
Gesundheit nicht. Karl hatte eine hohe Stirn, große, lebhafte
Augen und trug das Haupthaar kurz geschnitten. Aus seiner ganzen
Erscheinung sprach königliche Würde.
Karl behielt auch als Kaiser die fränkische Tracht bei.
Diese bestand in einem leinenen Hemd, einem enganliegenden Leibrock
und Beinkleidern. Die Waden wurden mit langen Bändern um-
wunden. Die Füße waren in Sandalen eingeschnürt. Im Winter
zog der Kaiser ein Wams ans Otterfell an. Bei Feierlichkeiten
trug er ein goldgesticktes Gewand, einen Mantel, der von einer-
goldenen Spange zusammengehalten wurde, uud ein mit Edelsteinen
besetztes Diadem.
In Speise uud Trank war Karl mäßig. Am liebsten weilte
er im Kreise seiner gelehrten Freunde und seiner Kinder, die er
zärtlich liebte. Mit großer Klugheit, Entschlossenheit und Tatkraft
vereinte er Milde, Gerechtigkeit, Frömmigkeit und Liebe zu den
Wissenschaften.
Der große Kaiser starb im Jahre 814 in seiner Lieblingsstadt
Aachen und wurde iu dem von ihm erbauten prächtigen Münster
beigesetzt. Während des ganzen Mittelalters galt Karl als das
erhabene Vorbild der deutschen Kaiser.
Die Auflösung des Fränkischen Kaiserreiches.
Beim Tode Karls des Großen lebte von seinen Söhnen nur
noch der jüngste. Er hieß Ludwig uud wurde wegen seiner Frömmigkeit
und wegen der Wohltaten, die er der Kirche erwies, der Fromme
genannt. Obgleich er eine vortreffliche Erziehung erhalten hatte und
auch ein tüchtiger Krieger war, vermochte er doch nicht, das große
Frankenreich m der Art seines Vaters zu beherrschen. Er regierte
von 814—840.
Schon wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt regelte
Ludwig die Erbfolge. Sein ältester Sohn Lothar, den er zum
Mitfaiser ernannte, sollte die Kaiserwürde und die Oberherrschaft über
das ganze Reich erben, während Pippin und Ludwig (der Deutsche)
in einigen Grenzländern als Unterkönige regieren sollten. Als aber
Ludwig mehrere Jahre später aus seiner zweiten Ehe einen Sohn
Karl, genannt der Kahle, erhielt, gab er auch diesem einen Teil
des Reiches. Deshalb empörten sich die drei älteren Söhne gegen
den Vater, und es brach ein Krieg aus. Die Heere trafen sich in
Freytag, Das Leben am Hofe Karls des Großen. G. P. R. I, 271.