Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

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noch lesen konnten. Bis zum 7. Jahre blieb der Knabe unter 
mütterlicher Obhut nnd kam dann als Page (Edelknabe- an den 
Hof eines vornehmen Ritters, gewöhnlich des Lehnsherrn, um in 
höfischer Sitte, wohl auch in Gesang und Harfenspiel uuterwieseu 
zu werden. Sein Dienst galt hier besonders der Herrin. Hatte 
der Edelknabe das 15. Lebensjahr erreicht, so wurde er Knappe 
(Edelknecht) und erhielt das Schwert. Er hieß jetzt Junker 
(Jungherr) und trat in den Dienst eines Ritters, den er als Waffen¬ 
träger zum Turnier, auf die Jagd und in die Schlacht begleitete. 
Mit dem 21. Jahre wurde der Knappe gewöhnlich Ritter. 
Die Erteilung der Ritterwürde geschah häufig in feierlicher 
Weise und wurde „Ritterschlag" oder „Schwertleite" genannt. 
Nachdem sich der Knappe durch Fasten und Gebet vorbereitet hatte, 
gelobte er feierlich vor dem Altare, die Kirche und ihre Diener 
gegen die Ungläubigen zu verteidigen, die Armen, Witwen und 
Waisen zu beschirmen, dem Lehnsherrn bis in den Tod treu zu 
sein und einen ehrbaren Lebenswandel zu führen. Dann schlug 
ihn ein bewährter Ritter dreimal mit dem Schwerte sanft auf die 
Schulter und verlieh ihm damit die Ritterwürde. Dem jungen 
Ritter wurden hierauf Waffen und Rüstung überreicht. Als 
besonders ehrenvoll galt es, wenn der Kaiser oder der Lehnsherr 
den Knappen, die sich in der Schlacht durch Tapferkeit ausgezeichnet 
hatten, nach dem Kampfe den Ritterschlag erteilte. 
3. Waffen und Rüstung. Die Waffen des Ritters waren 
Schwert, Lanze und Schild. Das Schwert trug der Ritter zu 
jeder Zeit; der Lanze bediente er sich nur, wenn er in den Kampf 
zog. Zum Schutze gegen Lanzenstöße trug der Ritter am linken 
Arme den Schild. Dieser bestand aus Holz, das mit Leder über¬ 
zogen und mit Eisen beschlagen war. Die Ritter schützten ihren 
Körper durch einen Panzer, der im Laufe der Zeit verschiedene 
Formen annahm. Er bestand gewöhnlich aus Leder oder festem 
Leinenzeug, das in der älteren Zeit mit eisernen Schuppen, spater 
mit Ringen besetzt war (Schuppenpauzer, Ringpanzer). Seit dem 
14. Jahrhundert verwendete man statt der Ringe Eisenplatten; 
so entstand der Plattenpanzer. Den Kopf des gepanzerten Ritters 
bedeckte ein Helm, der zur Zeit der Kreuzzüge eine unschöne, topf¬ 
artige Form hatte. Später brachte man am Helm das Visier, eine 
Schutzvorrichtung für das Gesicht, an. Da eine solche Rüstung 
die Ritter unkenntlich machte, so ließen si< aus den Schild als 
Erkennungszeichen das „Wappen" malen, das in dem Bilde eines 
Tieres, einer Blume oder dgl. bestand. Bei festlichen Gelegenheiten 
trugen die Ritter ein buntes mantelartiges Obergewand. (Abb. 6). 
Aus der höfischen Zeit. Atzler, Qu. Nr. 23.
	        
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