Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

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4. Kampfspiele. Die Lieblingsbelustigungen der Ritter waren 
Kampfspiele. Diese boten ihnen Gelegenheit, sich im Gebrauche 
der Waffen zu üben und ihre Geschicklichkeit zu zeigen. 
Es gab mehrere Arten von Kampfspielen. Bei der Tjost 
sprengten zwei gepanzerte Ritter aufeinander los, und jeder suchte, 
deu Gegner dnrch einen Lanzenstoß aus dem Sattel zu werfen. 
(Abb. 4). Die Turniere waren die glänzendsten Feste der 
ritterlichen Gesellschaft; sie wurden meist von Fürsten veranstaltet. 
Diese luden schon lange vorher durch besondere Boten die Verwandten 
und Freunde ein. Nahte der Festtag, so zogen die Ritter mit 
ihren Frauen, Töchtern und Dienern nach dem Turnierorte. Da 
die Zahl der Geladene» meist sehr groß war, konnten nicht alle in 
der Burg oder in der Stadt Aufnahme finden. Deshalb schlugen 
viele ihr Zelt im Freien auf. Vor dem Zelte hing der Schild 
des Besitzers. Jin Turnierorte entwickelte sich bald ein reges 
Leben. Die Bekannten begrüßten uud besuchten sich, und die letzten 
Vorbereitungen für deu Kamps wurden getroffen. 
Am Morgen des Festtages wohnten die Ritter dem Gottes¬ 
dienste bei und zogen dann gewaffnet und geschmückt nach dem 
Turnierplätze (Abb. 4). Dieser war mit Sand bestreut und von 
Schranken umgeben. An einer Seite erhoben sich Schaugerüste 
mit Sitzen für den Tnrnierherrn, die Damen und die vornehmen 
Festteilnehmer. Posaunenstöße gaben das Zeichen znm Beginn der 
Kampfspiele. Dann wurden die Schranken geöffnet: die Ritter 
ritten auf den Turnierplatz, senkten vor den Damen grüßend die 
Lanzen und nahmen in zwei Reihen Ausstellung. Auf einen neuen 
Trompetenstoß sprengten die Ritter aufeinander los. Da krachten 
die Schilde und splitterten die Lanzen; die Pferde bäumten sich 
hoch auf, und mancher Ritter wnrde in den Sand gestreckt. Dazn 
erscholl das Geschrei der Gestürzten, das Jauchzen der Sieger uud 
der Beifall der Zuschauer. Dem Ritter, der die meisten Gegner 
überwunden nnd die meisten Speere „verstochen" hatte, wurde am 
Schlüsse des Turniers von der vornehmsten Dame der „Dank", ein 
Schwert oder ein Rüstungsstück, überreicht. Bei dem nun folgenden 
Feste sorgten Spielleute und Minnesänger für die Unterhaltung der Gäste. 
Die überwundenen Ritter zogen sich traurig zurück; denn sie 
mußten Pferd und Rüstung dein Sieger abtreten. Viele Ritter 
wurden auf den Turnieren auch schwer verletzt oder verloren ihr 
Leben. Deshalb verbot die Kirche die gefährlichen Kampfspiele; 
doch haben sie sich jahrhundertelang erhalten. 
5. Reichsheerfahrten in de^Blütezeit des Rittertums, a. Die 
Vorbereitung einer ücerfohrt. Seit der Zeit Heinrichs IV. hing 
Freytag, Das Turnierwesen. G. P. R. I, 292.
	        
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