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4. Kampfspiele. Die Lieblingsbelustigungen der Ritter waren
Kampfspiele. Diese boten ihnen Gelegenheit, sich im Gebrauche
der Waffen zu üben und ihre Geschicklichkeit zu zeigen.
Es gab mehrere Arten von Kampfspielen. Bei der Tjost
sprengten zwei gepanzerte Ritter aufeinander los, und jeder suchte,
deu Gegner dnrch einen Lanzenstoß aus dem Sattel zu werfen.
(Abb. 4). Die Turniere waren die glänzendsten Feste der
ritterlichen Gesellschaft; sie wurden meist von Fürsten veranstaltet.
Diese luden schon lange vorher durch besondere Boten die Verwandten
und Freunde ein. Nahte der Festtag, so zogen die Ritter mit
ihren Frauen, Töchtern und Dienern nach dem Turnierorte. Da
die Zahl der Geladene» meist sehr groß war, konnten nicht alle in
der Burg oder in der Stadt Aufnahme finden. Deshalb schlugen
viele ihr Zelt im Freien auf. Vor dem Zelte hing der Schild
des Besitzers. Jin Turnierorte entwickelte sich bald ein reges
Leben. Die Bekannten begrüßten uud besuchten sich, und die letzten
Vorbereitungen für deu Kamps wurden getroffen.
Am Morgen des Festtages wohnten die Ritter dem Gottes¬
dienste bei und zogen dann gewaffnet und geschmückt nach dem
Turnierplätze (Abb. 4). Dieser war mit Sand bestreut und von
Schranken umgeben. An einer Seite erhoben sich Schaugerüste
mit Sitzen für den Tnrnierherrn, die Damen und die vornehmen
Festteilnehmer. Posaunenstöße gaben das Zeichen znm Beginn der
Kampfspiele. Dann wurden die Schranken geöffnet: die Ritter
ritten auf den Turnierplatz, senkten vor den Damen grüßend die
Lanzen und nahmen in zwei Reihen Ausstellung. Auf einen neuen
Trompetenstoß sprengten die Ritter aufeinander los. Da krachten
die Schilde und splitterten die Lanzen; die Pferde bäumten sich
hoch auf, und mancher Ritter wnrde in den Sand gestreckt. Dazn
erscholl das Geschrei der Gestürzten, das Jauchzen der Sieger uud
der Beifall der Zuschauer. Dem Ritter, der die meisten Gegner
überwunden nnd die meisten Speere „verstochen" hatte, wurde am
Schlüsse des Turniers von der vornehmsten Dame der „Dank", ein
Schwert oder ein Rüstungsstück, überreicht. Bei dem nun folgenden
Feste sorgten Spielleute und Minnesänger für die Unterhaltung der Gäste.
Die überwundenen Ritter zogen sich traurig zurück; denn sie
mußten Pferd und Rüstung dein Sieger abtreten. Viele Ritter
wurden auf den Turnieren auch schwer verletzt oder verloren ihr
Leben. Deshalb verbot die Kirche die gefährlichen Kampfspiele;
doch haben sie sich jahrhundertelang erhalten.
5. Reichsheerfahrten in de^Blütezeit des Rittertums, a. Die
Vorbereitung einer ücerfohrt. Seit der Zeit Heinrichs IV. hing
Freytag, Das Turnierwesen. G. P. R. I, 292.