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Tacitus (um das Jahr 90 n. Chr.) ben entarteten Römern als Vorbild
hinstellte. Die Frauen stauben bei ben Germanen in viel höherer
Achtung als bei anderen Völkern; bamit hängt auch zusammen, baß
die Vielweiberei bei ihnen nicht vorkam. Den Fremden nahmen die
Germanen gastfreundlich auf und gewährten ihm Schutz. Ihren guten
Eigenschaften standen aber die Neigung zur Unmäßigkeit, die Spielsucht
und die Überschätzung des Fremdländischen gegenüber. Verhängnisvoll
wurde für das deutsche Volk die Lust sich abzusondern und der Wider-
Wille gegen die Eingliederung in eine große staatliche Gemeinschaft.
Alle Familienmitglieder stauben unter ber Gewalt uub bem Schutze
des Vaters. Für die Erziehung der kleinen Kinder sorgte die Mutter.
Sie leitete auch die Töchter zur Führung des Haushaltes an, währeud
sich die Knaben im Laufen, Springen und im Gebrauche der Waffen
übten. Bei der Eheschließung entrichtete der Bräutigam an den Vater
der Braut eine Gabe, die in Rindern, Pferden und Waffen bestand.
Alle Blutsverwandten väterlicher- uud mütterlicherseits bildeten
eine Sippe. Im Kriege kämpften die Gesippen nebeneinander. Sie
rächten auch die Tötung eines Mitgliedes der Sivpe.
Über die Wohnungen der Germanen berichten die Quellen fehr
wenig. Sie waren nach den Stämmen und Gegenden verschieden und
wurden aus Holz, Flechtwerk und Lehm hergestellt. Meist waren es
Hütten, die Blockhäusern glichen und mit Stroh oder Schilf gedeckt waren.
In der Mitte der Wohnung befand sich der Herb. Größere Hallen für
bie Bewirtung und Beherbergung von Gästen besaßen nur die Fürsten.
Nahrung. Die alten Deutscheu nährten sich von Fleisch, Milch,
Käse, Haferbrei, Hülsenfrüchten und den Beeren des Waldes. Sie
verstanden auch Brot zu backen uud aus Gerste Bier zu bereiten.
Aus dem Honig der wilden Bienen stellten sie Met her. Holznäpfe,
mit Verzierungen versehene Tongefäße und Schüsseln, Eimer und Schalen
ans Bronze wurden beim Trinken, Essen und Kochen gebraucht.
Die Kleidung der Germanen bestand in einem hemdartigen
Unterkleid aus Leinwand oder Wolle und einem ärmellosen Mantel
aus Wollenzeug oder Pelzwerk, der mittels einer Spange (Fibel) zusammen-
gehalten wurde. Die Lenden umgab ein breiter Wehrgurt. Die Wohl-
habenden trugen lange Leinenhosen und Schuhe, die aus einem Stück
Leder hergestellt und mit Riemen festgeschnürt wurden. Die Fraueu be-
kleideten sich mit einem langen leinenen Gewände, das die Arme freiließ
und durch einen Gürtel zusammengehalten wurde. Auch trugen sie einen
Mantel wie die Männer. Gegen Kälte schützte man sich burch Tierfelle.
5. Kriegswesen. Währenb ber Felbban meist ben Fraueu uub
Sklaven überlassen wurde, betrieben die freien Männer die Jagd uud
besonders gern das Kriegshandwerk. Größere kriegerische Unter-
nehmungen wurden in der Volksversammlung beraten. Die
Heerhaufen bestanden aus Fußvolk und Reitern und wurdeu bei