Full text: Aus der allgemeinen Erdkunde, Deutschland (Teil 1)

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Der alte Bergpfad auf dem Kamm des Gebirges, der Rennsteig, 
bildet die Grenze zwischen Franken und Thüringen. 
Der Thüringer Wald wird alljährlich von vielen Tausenden von 
Fremden aufgesucht. Bekannte Bade- und Luftkurorte sind Friedrich- 
roda, Tabarz, Ruhla, Reinhardsbrunn, Georgenthal, Ilmenau u. a. 
Zu den reizvollsten Punkten gehören auch die Wartburg (Sänger- 
krieg, heilige Elisabeth, Luther) und die Feste Koburg (Luther). 
Die wichtigsten Erwerbsquellen der besonders in den Tälern dicht 
wohnenden, fleißigen Bevölkerung bilden außer Ackerbau und Vieh- 
zucht die Waldwirtschaft (Holzfäller, Holzflötzer, Köhler, Pechsteder u. a.), 
die Holz- und Spielwarenindustrie (Waltershausen), die Eisenindustrie 
(Suhl, Schmalkalden, Zella), die Glashütten und Porzellanfabriken 
(Lauscha, Schwarzatal), die Meerschaumindustrie (Ruhla). 
Am Südabhange liegen in vorwiegend landwirtschaftlichen Ge- 
bieten Koburg (Jtz), Hildburghausen, Meiningen und der Badeort 
Salzungen (Werra). 
In politischer Beziehung bieten Frankenwald und Thüringer 
Wald ein buntes Bild dar. Es haben Anteil: Bayern, Sachsen- 
Koburg-Gotha (Koburg, Friedrichroda, Tabarz, Reinhards- 
brunn, Waltershausen, Georgenthal, ein Teil von Ruhla, Zella), 
Sachsen-Meiningen (Sonneberg, Lauscha, Gräfenthal, Lehesten, 
Hildburgklausen, Meiningen, Salzungen), Sachsen-Weimar- 
Eisenach (Ilmenau, ein Teil von Ruhla, die Wartburg), Preußen 
(Suhl, Schmalkalden), Schwarzburg-Rudolstadt (Schwarzburg), 
Schwarzburg-Sondershausen und Reuß j. L. 
Das Thüringer Hügelland, dessen Grenzen eingangs erwähnt sind, 
zeigt in seinen zahlreichen Bergzügen, Hochflächen und Talmulden einen 
reizvollen Wechsel der Bodenformen. Im Westen bildet die Hoch- 
fläche des Eichsfeldes die Wasserscheide zwischen der Weser und der 
Elbe. Die Täler der nach Westen und Osten verlaufenden Leine und 
Wipper scheiden die Hochfläche in zwei Teile, in das südliche obere und 
das nördliche untere Eichsfeld. Das erftere ist im Mittel etwa 450 m 
hoch. Es ist eine rauhe, einförmige Hochfläche. Die Oberfläche besteht 
aus steinigem Muschelkalkboden. Nach der Werra und Leine hin steigt 
der Boden an, der Abfall zu diesen Flußtälern ist steil und zerrissen. 
Das Gebiet ist für den Ackerbau wenig geeignet. Nur einige Täler 
und Abhänge haben eine ergiebige Ackerkrume. Der wichtigste Ort in 
diesem Gebiet ist das Städtchen Heiligen st ad t. Die Bewohner des 
oberen Eichsfeldes suchen, da der Ertrag der Äcker sie nicht ernähren 
kann, auswärts Verdienst als Erntearbeiter, Zimmerleute, Maurer oder 
Musiker. Auch die Hausweberei lohnt nicht mehr wie ehedem, als die 
großen Fabriken noch nicht bestanden. Das untere Eichsfeld ist ebener 
und auch wärmer und fruchtbarer. Der Sandstein ist vorherrschend. 
Die Ackerkrume enthält viel Lehm. Äcker, Wiesen und Wälder, Hügel 
und Flußtäler bieten reiche Abwechselung. Der Boden liefert zum Teil 
reichen Ertrag. Sehr gut angebaut ist die Gegend um Duderstadt 
14*
	        
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