Full text: Die außereuropäischen Erdteile und die Weltmeere (Teil 2, H. 1)

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einigt alle Bedingungen der üppigsten Entfaltung des organischen 
Lebens und gehört zu den an Pflanzen und Tieren reichsten Ge- 
genden der Erde. Fast in der ganzen Breite des Kontinents zieht 
sich längs des ganzen Stromgebiets der tropische Urwald, durch- 
schnittlich über etwa sechs Breitengrade, hin, bestehend aus undurch- 
dringlichen, sumpfigen Beständen mit Baumriesen und Schling- 
pflanzen. Borherrschend sind die Palmen, riesenhaft ist der Woll- 
bäum (Bombax Ceiba), zahllos sind die Schling- und Schmarotzer- 
pflanzen; hier ist auch die Welt der epiphytischen Orchideen, die 
Heimat der Ananas, der Vanille, der Kakaobäume und an den 
Abhängen der Anden in der Höhe von 1600—2600 m die Region 
der immergrünen, lorbeerartigen Fieberrindenbäume. Ebenso arten- 
reich und glänzend ist das T i e r l e b e n , unter dessen bekannteste 
Eigentümlichkeiten Brüllaffen, der Jagnar, der Tapir, das Faultier, 
Arapapageien, Webervögel, Hokkohühner, Tukaue, Prachtkolibris, 
Kaimane usw. gehören. Außerordentlich groß ist der Reichtum an 
Reptilien, Amphibien, Fischen und besonders an Insekten aller 
Ordnungen. 
Wo aber die Macht des physischen Lebens zu solcher Höhe 
gesteigert ist, da tritt die Entwicklung des höheren tierischen 
Organismus zurück. Es fehlen Südamerika nicht nur die Riesen- 
gestalten Asiens und Afrikas, sondern es sehlt den höheren Tieren 
Amerikas auch „die Kraft der Seele, die unbezähmbare Wildheit, 
der feurige Mut und die Intelligenz, wie wir sie bei ähnlichen 
Tieren der Alten Welt zu bewundern und zu fürchten gewohnt 
sind". 
Das den mittleren Teil des O Südamerikas einnehmende 
brasilische Bergland umfaßt ein Gebiet von der fünffachen Größe 
des Deutschen Reichs. Es ist wie das Bergland von Guayana ein 
altes Schollenland aus kristallinischem Urgestein, überlagert von 
Schiefern, die einen erstaunlichen Reichtum an Edelmetallen und 
wertvollen Steinen, sowie von Kalk- und Sandsteinen einschließen. 
Die einförmige, wellige, 300 — 800 m hohe Oberfläche, die durch 
radial verlaufende Flüsse gegliedert wird, erhebt sich im O zu höheren 
Küstenketten, die im Jtatiaya der Serra de Mantiqueira (mang- 
tike-ira) mit'2712 m die größte Höhe des Berglandes erreichen. 
Die Hochflächen des Innern sind darum regenarm, da die 
Küstenketten den Luftströmungen den Regen zum größten Teil ent- 
zogen haben; sie sind weit und breit mit Savannen bedeckt, die hier 
Campos1 genannt werden. An der Küste dagegen ist infolge des 
Einflusses der reichen Sommer- und Herbstregen im n-en, der Herbst- 
und Winterregen im s-en Teile das Pflanzen- und Tierleben nicht 
40000 km — der Länge des Äquators. Die Einfahrt in den Strom ist gefährdet durch die der 
Mündung vorgelagerten Sandbänke. Dazu tritt die Naturerscheinung der berüchtigten Proro- 
roca, einer mit wallartiger Front stromaufwärts laufenden, bis 10 rri aufsteigenden, nach 
vorn überstürzenden Flutwelle, die verheerend über die flachen Ufer sich ergießt. 1 Felder.
	        
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