Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare (Teil 2)

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Mehrheit, die seinen Interessen diente und Preußen in den Hinter- 
grnnd drängte. Dieser österreichischen Politik trat zum erstenmal der 
im Sommer 1851 nach Frankfurt geschickte neue preußische Buudestags- 
gesandte von Bismarck mit Entschiedenheit entgegen. 
Otto von Bismarck wurde am 1. April 1815 zu Schönhausen in der 
Altmark geboren und erhielt seine erste Ausbildung in der Plamannschen 
Erziehungsanstalt und auf zwei Gymnasien in Berlin. Nach Vollendung 
seiner Studien auf den Universitäten Göttingen, Berlin und Greifswald wandte 
er sich der staatsmännischen Laufbahn zu, doch übernahm er nach dem Tode 
seines Vaters (1845) die Bewirtschaftung des väterlichen Gutes Schönhausen. 
Im folgenden Jahre wurde er zum D eich hau p tm ann in der Altmark 
gewählt. Politisch trat Bismarck zum erstenmal im Jahre 1847 hervor, 
als er vom sächsischen Provinziallandtage in den preußischen Vereinigten 
Landtag gewählt worden war. Er erwies sich in der damaligen politischen 
Sturm- und Drangperiode als ein Mann von echt monarchischer und christlicher 
Gesinnung, der aus dem Boden eines praktischen preußischen Patriotismus 
stand. Seine Reden über die auswärtige Politik zeigten ihn für die diplo- 
matische Laufbahn in hohem Grade befähigt. Im Jahre 1851 erfolgte seine 
Ernennung zum Bundestagsgesandten, obgleich die übliche Vorbereitung für 
diesen Posten nicht vorangegangen war. 
Bismarck ging nach Frankfurt als Anhänger des Einvernehmens 
mit Österreich. Als er aber erkannte, daß Preußen in diesem Ver¬ 
hältnisse die Dienerrolle zugedacht war, wurde er ein entschiedener 
Gegner der österreichischen Politik. Bismarcks Absicht war, nur die 
rein preußischen Interessen wahrzunehmen und unter Beseitigung des 
österreichischen Einflusses Preußen zum führenden Staate in Deutsch- 
land zu machen. Um nicht im entscheidenden Augenblicke seine Pläne 
durch russischen Einspruch durchkreuzen zu lassen, suchte er zwischen 
Rußland und Preußen ein freundschaftliches Verhältnis anzubahnen. 
Der Einfluß Bismarcks auf die preußische Politik zeigte sich zuerst, 
als Österreich in eine engere wirtschaftliche Verbindung mit Deutschland 
treten wollte. Im Jahre 1853 liefen die Verträge ab, die Preußen 
mit den Staaten des Zollvereins geschlossen hatte, und Österreich 
drang darauf, in den Zollverein ausgenommen zu werden. Nach langen 
Streitigkeiten kam es zur Wiederherstellung des bisherigen Zoll- 
Vereins; die alten Verträge wurden bis Ende 1865 verlängert und 
Hannover, Oldenburg und Brauuschweig in den Zollverein ausgenommen. 
Mit Österreich wurde ein Zoll- und Handelsvertrag geschlossen. 
Um diese Zeit machte sich bei dem beständig wachsenden deutschen 
Seehandel der Mangel einer Kriegsflotte immer fühlbarer. Bei dem 
traurigen Ausgange der deutschen Nationalversammlung konnte sich die 
Jahnke, Fürst Bismarck. Berlin 1890. — Schmoller, Lenz, Marcks, 
Zu Bismarcks Gedächtnis. 3. Aufl. Berlin 1899.
	        
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