38 II. Teil. Europa. B. Die einzelnen Länder. Frankreich.
und Erze. Dagegen erhält Deutschland rohe und gekämmte Schafwolle, Pferde,
Kohlen und Koks, Zink und Blei.
2. Verkehr. Entsprechend der Nachbarlage Belgiens findet der Güter-
austaufch größtenteils auf Landwegen statt. Der Seeverkehr ist nur mit 33 °/0
am Gesamtverkehr beteiligt. Daher hat auch das Netz der Landverkehrswege
eine hervorragende Ausgestaltung erfahren. Die natürlichen schiffbaren Wasser-
straßen (etwa 1250 km) sind um 1000 km Kanäle vermehrt worden. Aber
noch stärker ist das Eisenbahnnetz ausgebaut. Mit einer Dichtigkeit von 24,6
(Länge: 7300 km) übertrifft es alle Staaten der Erde, fogar Großbritannien
um mehr als das Doppelte. Nur das ähnlich geartete Königreich Sachsen
kommt ihm mit einer Dichte von 20 km aus 100 qkm nahe.
Zentralpunkt der Eisenbahnen ist Brüssel. Für den Verkehr mit Deutsch-
laud und den Durchfuhrhandel nach England find die Linien über Lüttich und
Verviers nach Aachen die wichtigsten.
Auch Post, Telegraph und Telephonverkehr sind gut ausgebildet.
Der Seeverkehr betrug 1906 in Aus- und Eingang 23 Millionen
Reg.-T. Aber kaum Vs desselben wird von belgischen Schiffen ausgeführt.
Die belgische Flotte ist sehr klein; sie besitzt die geringste Zahl von Schiffen (71)
und übertrifft im Tonnengehalt nur China. Von dem Verkehr entfallen allein
auf Antwerpen fast 20 Millionen T. Damit nimmt diese Stadt unter den
Seehäfen der Welt den vierten Platz ein und erreicht fast die Bedeutung
Hamburgs. Es verdankt diese Stellung seiner Lage an der Schelde. Seine
Hafenanlagen sind jedoch viel zu klein und sollen in großartigem Maßstabe
ausgebaut werden. Antwerpen ist der große Stapelplatz der Erzeugnisse des
Kongostaates, namentlich sür Kautschuk. Es ist auch ein wichtiger Getreide-
und Wollmarkt und ein bedeutender Auswanderhafen für das südwestliche
Mitteleuropa. Für den Pasfagierverkehr mit England ist noch der künstliche
Hasen Ostend e zu erwähnen.
Die Republik Frankreich.
I. Daturausstattung.
a. Lage.
Frankreich gehört infolge seiner Lage zwischen 42,5 c und 51 nördl. Breite
teils zu Mittel-, teils zu Südeuropa. Durch Südfrankreich läuft die Grenze
zwischen dem nordeuropäischen und südeuropäischen Klima (f. S. 16). Das
Land wird an drei Seiten vom Meere umgrenzt, im N. von der Nordsee und
dem Kanal, im W. vom Atlantischen Ozean, im SO. vom Mittelmeer. Da-
durch wird es aus die Handelsbeziehungen zu den hochstehenden Nordseeländern,
dem wirtschaftlich rückständigen, aber in seiner Produktion eigenartigen Mittel-
meergebiet, und zu den wichtigen jenseitigen Gestadeländern des Atlantischen
Ozeans, kurz, aus einen ausgedehnten Seehandel hingewiesen. Aber auch die
Beziehungen auf dem Lande muß es pflegen, da es an drei Seiten Landgrenzen
befitzt. Im S. wird es von Spanien, im O. von Italien und der Schweiz,