240 Die Lösung der deutschen Frage.
Großherzog von Mecklenburg entgegengestellt worden, die später den rechten
Flügel der Armee des Prinzen Friedrich Karl bildete.
Ende November waren um Orleans 200000 Mann französischer Truppen
zum Vorstoße gegen Paris bereit. Am 28. Oktober aber wurde ihr Versuch,
nordöstlich von Orleans aus Paris vorzudringen, bei Beaune la Rolande
zurückgewiesen und am 2. Dezember ihr Vordringen in nördlicher Richtung bei
Loigny-Poupry gehemmt.
Nun ging der Prinz Friedrich Karl zum Angriff über, zersprengte am 3. und
4. Dezember die Loirearmee in drei Teile und besetzte Orleans von neuem.
Der unter General Chanzy abermals vordringende westliche Teil der
Loirearmee wurde von dem Großherzog von Mecklenburg in schweren Kämpfen
(bei Beaugency) in der Richtung auf Le Mans zurückgeworfen.
d. General Mantenffel war inzwischen gegen die in Roueu und Lille
neugebildete französische Nordarmee vorgegangen und hatte sie am 27. November
bei Amiens besiegt; ein Teil des Manteuffelschen Heeres unter General
von (Soeben war alsdann in die Normandie eingedrungen; ihm trat die unter
Faidherbe reorganisierte Nordarmee am 23. und 24. Dezember an der Hallne
entgegen. Goeben schlug den weit überlegenen Feind so vollständig, daß er sich
in den Schutz der Festungen Arras und Amiens zurückziehen mußte.
(1. Die dritte und letzte Phase der französischen „Entsatzstrategie" endete
mit der völligen Niederlage und teilweisen Vernichtung der letzten Heere
Frankreichs im Norden und im Südosten.
а. Im Norden wurde die Armee Chanzys durch den Prinzen Friedrich
Karl am 10. bis 12. Januar 1871 bei Le Mans zersprengt. Faidherbe aber
erlitt am 3. Januar bei Bapaume und am 19. Januar bei St. Quentin
vernichtende Niederlagen.
ß. Der südliche Teil der bei Orleans zerspaltenen Loirearmee hatte
sich Ende Dezember unter Bourbaki an der Saöne konzentriert. Bourbaki
sollte Dijon erobern, die von dem General Werder belagerte Festung Belfort
entsetzen und die Verbindung der Deutschen mit der Heimat abschneiden. Aber
Werder hielt dem Angriffe der 120 000 Mann Bourbakis am 15. bis 17. Januar
an der Lisaine stand, bis die Hilfe nahte. Manteuffel, der mit zwei Armee-
korps zur Unterstützung Werders abgesandt worden war, schnitt dem letzten
französischen Heere die Rückzugslinien ab und drängte es am 31. Januar über
die Schweizer Grenze, wo es entwaffnet wurde.
б. Damit war für Paris alle Hoffnung auf Entsatz geschwunden. Am
27. Dezember hatten die Belagerer mit der Beschießung der Stadt begonnen;1)
der Hunger und die Geschosse des Feindes brachen die letzte Widerstandskraft
der durch die zahlreichen erfolglosen Ausfälle entmutigten Pariser. Am
26. Januar wurde ihnen der erbetene 21 tägige Waffenstillstand gewährt, der
von der französischen Regierung dazu benützt werden sollte, einen Volksbeschluß
über die Frage der Friedensschließung herbeizuführen. In Bordeaux trat die
französische Nationalversammlung unter dem Vorsitze von Thiers zusammen, am
26. Februar wurden die Präliminarien und am 10. Mai (zu Frankfurt) der
endgültige Friede unterzeichnet.
*) Über die Frage der Beschießung von Paris entstand im deutschen Hauptquartier
ein lebhafter Streit, in welchem sich besonders die Ansichten Bismarcks und Moltkes
gegenüberstanden; vgl. hierüber Marcks a. a. O. S. 325ff.; Bismarck a. a. O. II. Bd.
S. 109 ff.