Object: Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten

Astronomisch-Physikalische Geographie. 487 
Alle Sterne des Himmels zerfallen nämlich in 4 Klassen: 1) Fixsterne oder 
solche, welche durch eigenes Licht glänzen und im allgemeinen ihre Stellung 
zu einander nicht verändern; 2) Planeten oder Wandelsterne, welche nicht 
durch eigenes Licht leuchten, sondern dasselbe von einem Fixstern (Sonne) 
empfangen, um welchen sie sich bewegen; 3) Monde (Nebenplaneten, Tra- 
bauten oder Satelliten), welche, wie die Planeten, von einer Sonne erhellt 
werden, sich zunächst um einen Hauptplaneten und mit diesem um die ge¬ 
meinschaftliche Sonne bewegen; 4) Kometen (Haar- oder Schwanzsterne), 
welche sich um die Sonne bewegen und auf der der Sonne entgegengesetzten 
Seite durch einen längeren oder kürzeren Lichtstreifen auszeichnen. Endlich 
gewahrt man noch „schießende Sterne oder Sternschnuppen", welche wie 
Lichtfunken sich rasch fortbewegen und unseren Blicken bald entschwinden. 
Aus dem Sternfchnuppenfall vom 27. November 1872, der mit der außer- 
ordentlichen Annäherung des Bielaschen Kometen an die Erde zusammentraf, 
darf man schließen, daß die Sternschnuppen Bestandteile von Kometen sind. 
Die Mehrzahl der Sterne sind Fixsterne; sie glänzen in verschiedenem 
Lichte, bald heller, bald rötlicher, bald stärker, bald schwächer. Nach ihrer 
Lichtstärke teilt man sie in Sterne erster, zweiter?c. bis zehnter oder (in den 
stärksten Fernröhren) bis sechszehnter Größe ein. 
Unser nächster Himmelskörper ist der Mond (50 000 Meil.); die Sonne 
selbst steht fast 20 Mill. Meil. von der Erde ab, und die verschiedenen Pla- 
neten in kleineren oder größeren Entfernungen. Der nächste Stern außer 
unserem Planetensystem ist bereits 223 000 l^onnenweiten (1 Sonueuweite — 
20 Mill. Meil.) oder 4 V2 Billionen Meil. von uns entfernt; das Licht von 
ihm braucht 31/2 Jahre, um auf die Erde zu gelangen, obwohl das Licht in 
einer Minute über 2x\i Mill. Meil. zurücklegt. Vom Nordpolarstern trifft 
das Licht erst nach 43 Jahren auf der Erde ein. 
Um sich an der Himmelskugel zurecht zu finden, hat man dieselbe, wie 
die Erde, mathematisch eingeteilt. Auf der Himmelskugel unterscheiden wir 
zunächst drei größte Kreise, den Horizont, den Himmelsäquator und 
die Ekliptik. 
1) Der wirkliche Horizont ist diejenige Kreislinie, welche mit der Him- 
melskngel einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, die Himmelskugel in zwei 
gleiche Hälften teilt und genau in der Mitte zwischen Zenith und Nadir sich 
befindet. Bei dem scheinbaren Horizont (§ 3) bildet der Beobachter den 
Mittelpunkt des Kreises. Beide Horizonte laufen mit einander parallel und 
stehen um einen Erdhalbmesser von einander ab. Die Pole des Horizonts 
sind Zenith und Nadir. Zenith oder Scheitelpunkt ist derjenige Punkt des 
Himmels, welcher senkrecht über dem Haupt des Beobachters sich befindet; 
ihm gegenüber liegt in der uns unsichtbaren Hälfte der Himmelskugel das 
Nadir oder der Fußpunkt. Zenith und Nadir sind die Punkte, welche vom 
Horizont am weitesten entfernt liegen; sie wechseln mit dem Standpunkt des 
Beobachters. 
2) Der Himinelsäljnator ist derjenige größte Kreis, welcher genau in 
der Mitte des nördlichen und südlichen Endes der Weltachse die Himmels- 
kngel in eine nördliche und südliche Hälfte teilt. Die beiden Endpunkte der 
Weltachse scheinen keinen Teil an der Bewegung des Himmelsgewölbes zu
	        
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