112 Die Geschichte des deutschen Kaiserreiches bis zur Zeit des Interregnums.
„Friedrich hatte über die Kurie einen vollständigen Sieg errungen", denn tat-
sächlich beherrschte er nun beide Königreiche, indem er es verstand, das dem
jungen Heinrich beigegebene Reichsregiment (einen fürstlichen Beirat) ganz für
die Ziele seiner Politik zu gewinnen.
Anmerkung. Dabei war Friedrich damals aber von dem Gedanken eines
Konflikts mit dem Papsttums weit entfernt; er kam seinen Verpflichtungen in Deutschland
genau im Sinne der Goldbulle nach (Verzicht auf die Regalien k.). „Dem Kirchen¬
banne sollte die kaiserliche Acht folgen, und zur Vernichtung der Ketzer ward nach dem
Vorbilde Kaiser Friedrichs I. der Kirche von feiten des Kaisers der weitreichendste Vor-
schub geleistet und das weltliche Schwert zur Verfügung gestellt. Als Gegendienst dabei
war an eine Bekämpfung der Reichsrebellen mit den Waffen der Kirche gedacht, flössen
doch in der Tat die Begriffe Ketzerei und Abkehr von der bestehenden Staatsordnung
damals vielfach in eins zusammen." (Hampe.)
Allerdings konnte Friedrich diese Erfolge nur mit starker Einbuße an
königlichen Hoheitsrechten erkaufen. Für die 1220 erfolgte Wahl Heinrichs
zum Könige hatte Friedrich den geistlichen Fürsten 1220 ein Privileg er¬
teilt, „das die nahezu selbständige Gewalt der Pfaffenfürsten in Deutschland
begründete" (Schutz gegen die Laieuvogteien; keine Neuanlage von Städten,
Dörfern, Burgen, Zoll- uud Münzstätten auf bischöflichem Lande ohne Ge-
nehmigung des Bischofs; Befreiung von den Servitien).
b. In seinem gegen den päpstlichen Willen ausgeführten
Kreuzzuge erringt Friedrich durch seine diplomatischen Erfolge
einen neuen Sieg über das Papsttum.
Die Forderung des Papstes, daß Friedrich sein Kreuzzugsgelübde erfüllen
möge, wurde dringender, „als ein vorwiegend aus Deutschen bestehendes Kreuz-
Heer, dessen Leitung der päpstliche Legat Pelagius an sich gebracht hatte, mit
der Eroberung der ägyptischen Hafenstadt Damiette (1219) zwar einen ver¬
heißungsvollen Erfolg davontrug, ihn aber ohne erheblichen Truppennachschub
nicht fruchtbar machen konnte". Pelagius erlitt eine schwere Niederlage, und
Damiette mußte wieder aufgegeben werden. Trotzdem erlangte Friedrich
1225 im Vertrage von San Germans eine neue Fristverlängerung,
wurde aber mit dem Banne bedroht, falls er den Zug nicht 1227 antrete.
Als er nun 1227 durch Erkrankung daran verhindert wurde, bannte ihn
Gregor IX. und legte dem Kaiser, der 1 2 28 freilich unter Darangabe aller
universalen Pläne die Fahrt nach Palästina antrat, durch die aufreizende
Tätigkeit seiner Bettelmönche und durch den Patriarchen von Jerusalem
möglichst viele Hindernisse in den Weg. Friedrich aber erreichte durch Ver-
Handlungen mit Sultan Kamel mehr als durch Kriegstaten (Auslieferung
Sidons und der heiligen Orte). „In Italien hatte inzwischen die Kurie den-
selben sinnlosen Widerstand wie in Palästina organisiert; ein päpstliches Söldner-
Heer, von Bettelmöuchen begleitet, war in Apulien eingefallen." Friedrich
jedoch vertrieb nach seiner Rückkehr die päpstlichen Soldaten ohne Mühe und
nötigte den Papst im Vertrage von San Germano und Ceperano 1230
zur Aufhebung des Bannes.
c. Durch den Ausbau feines fizilianifchen Reiches zu einem
modernen Staatswesen schafft sich Friedrich die Mittel für seine
weitere Universalpolitik.
„Im August 1231 wurde das große sizilische Gesetzbuch in der
Redaktion, welche ihm der Erzbischos Jakob von Capua in Friedrichs Auf-