Die Kreuzzüge.
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asketischen Drange der Massen in der Teilnahme an der Befreiung der
heiligen Stätten ein heilverheißendes Ziel zn weisen.
5. Endlich haben wohl auch Wander- und Abenteuerlust sowie
mancherlei Aussicht aus materielle Vorteile viele Leute bewogen, das
Kreuz zu nehmen (Aussicht auf Kriegsbeute, Erlaß von Strafen, Befreiung
von Hörigkeit oder Leibeigenschaft).
II. Tabellarische Übersicht über den verlaus der ltreuzziige.
1. Der erste Kreuzzug (1096—1099). Führer: Ademar von Puy,
Gottfried von Bouillon und seine Brüder Balduin und Eustachius,
Raimund von Toulouse, Boemund von Tarent und andere italienische
und französische Große,
109 7 siegen die Kreuzfahrer bei Doryläum über den Sultan von
Jkonium.
1098 wird Antiochien nach langer Belagerung und Besiegung eines
Entsatzheeres erobert.
109 9 fällt Jerusalem in die Hände der Kreuzfahrer. Jerusalem
wird ein nach abendländischem Muster eingerichtetes Lehnskönigtum unter
Gottfried und dessen Nachfolgern, das bis 1187 besteht.
Andere von europäischen Großen beherrschte Fürstentümer entstehen in:
Antiochien, Edessa, Cypern und Tripolis.
2. Der zweite Kreuzzug (1147—1149) wird durch die Eroberung
Edessas durch den Emir von Mosul veranlaßt und kommt vor allem auf
Betreiben des heiligen Bernhard von Clairvaux zustande. Führer:
der deutsche König Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich.
Der Kreuzzug scheitert vollständig: das deutsche Heer wird auf dem Rück-
wege von Doryläum nach der kleinasiatischen Küste fast ganz aufgerieben;
die Franzosen ziehen zum Teil an der Küste Kleinasiens entlang und werden
in den cilicischen Pässen vernichtet, zum Teil erreichen sie Damaskus,
welches sie vergeblich belagern (Konrad hat sich den Franzosen angeschlossen).
3. Der dritte Kreuzzug (1189 — 1192) wird durch den Verlust
Jerusalems an Saladin von Ägypten veranlaßt. Teilnehmer: Friedrich
Rotbart, Richard Löwenherz von England und Philipp II. von Frank¬
reich. Nach Friedrichs Tode im Saleph belagern die Reste des deutschen
Heeres unter Herzog Friedrich von Schwaben Akkon. Nach Herzog Friedrichs
Tode erobern die zur See eingetroffenen Könige von England und Frankreich
Akkon, vermögen aber Jerusalem nicht zu gewinnen. 1192 schließen sie einen
Waffenstillstand mit Saladin ab und erhalten den Küstenstrich von Joppe bis
Akkon und freien Besuch der heiligen Orte. Auf dem Rückwege gerät Richard
in die Gefangenschaft des Herzogs Leopold von Österreich, den er vor Akkon
tödlich beleidigt hatte (vgl. § 38, 3).
4. Der vierte Kreuzzug wird von französischen Großen und von
Balduin von Flandern auf Anregung des Papstes (Innozenz III.) unter¬
nommen. Die Kreuzfahrer erobern Konstantinopel für den entthronten Kaiser
Isaak Angelus, setzen aber schließlich Balduin von Flandern zum Kaiser
ein. Dieses „lateinische Kaisertum" wird 1261 durch Michael Paläologus
gestürzt.
1212 ziehen viele tausend Kinder nach Marseille und Genua; die Reste
ihres Heeres werden in Ägypten als Sklaven verkauft.