Borboten des Dreißigjährigen Krieges. 241
gegen die Protestanten kündigt sich das Herannahen des Ent-
scheidnngskampfes zwischen den nun endgültig politisierten kon-
fessionellen Parteien an.
1. Die konfessionellen Gegensätze wurden durch die Gründung
der Union und der Liga politisch wirksam.
a. Da die Reichsverfassung nach der Sprengung des Regensburger
Reichstages voraussichtlich für längere Zeit lahmgelegt war, machte sich die
Notwendigkeit gegenseitigen Schutzes stärker fühlbar. Unter den protestantischen
Ständen war nun die Pfalz an Stelle Sachsens mehr und mehr in den
Vordergrund getreten. Durch deren Initiative kam im Mai 1608 zu Ahausen
(in Ansbach) der Plan einer protestantischen Union zur Annahme. Dem
Bunde gehörten außer der Pfalz die brandenburgischen Markgrafen, Württem-
berg, Baden und Pfalz-Neuburg an. Der Bund stand unter der Führerschaft
des Kurfürsten von der Pfalz und diente lediglich der Verteidigung; denn
seine Kriegsmittel (90 Römermonate im ersten, 50 in den folgenden Jahren)
waren für die Offensive nicht ausreichend.
b. Auch die katholischen Fürsten, besonders die geistlichen, erstrebten
emen Zusammenschluß, und dieser wurde 1609 unter Führung des Herzogs
Max von Bayern vollzogen. Die Liga der katholischen Stände umfaßte
außer Bayern aber fast nur geistliche, wenig mächtige Reichsstände (30 Römer-
monate Kriegsbeitrag). „So standen sich im Reiche Protestanten und
Katholiken in besonderen Bünden gegenüber; nur das Haus Habs-
bürg und das Haus Wettin hielten sich noch abseits."
3. Der jülich-klevische Erbstreit verursachte die Stellungnahme der
europäischen Westmächte zu den konfessionellen Gegensätzen in Deutschland und
drohte deren Streit zum Ausbruche zu bringen.
a. 1609 war der letzte Herzog von Jülich-Kleve gestorben. Um das
Erbe drohte nun ein Kampf zwischen dem katholischen Kaiser und den pro-
testantischen erbberechtigten Fürsten auszubrechen. Unter den letzteren aber
hatten der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang
von Pfalz-Neuburg den Vorrang gewonnen. (Johann Sigismund war
der Schwiegersohn der ältesten Schwester des letzten Herzogs, Marie Eleonore,
Herzogin von Preußen; Wolfgang war der Sohn der jüngeren Schwester
[Anna] des klevischen Herzogs.) Beide einigten sich zunächst im Vertrage von
Dortmund 1609 zur gemeinsamen Besitzergreifung und Verwaltung der
klevischen Lande.
b. Jedoch versuchte nun der Kaiser, das Land als erledigtes Reichs-
lehen zu sequestrieren; Erzherzog Leopold wurde zum Sequester ernannt, und
es gelang ihm, die Festung Jülich zu besetzen; es drohte also ein Krieg zwischen
dem Kaiser und den Erben.
c. Jetzt sahen sich aber die Westmächte, Frankreich und die Niederlande,
bedroht, wenn es den Habsburgern gelang, am Niederrheine festen Fuß zu
^ a?em stand es bei Heinrich IV. von Frankreich, ob er die
„Richer Erbfolgesache zur Entzündung eines großen Krieges... und damit
zur Lösung der schon aufs äußerste gespannten Gegensätze Europas ausnützen
werde. _ Heinrich, der joviale Realpolitiker auf dem französischen Throne,
ging mit jener biederen Hinterhältigkeit, in der er Meister war, vorsichtig,
tastend, schließlich entschieden dieses Wegs." (Lamprecht.) Er verband sich
mit dem Herzog Karl von Savoyen, dem erbitterten Feinde der Habs-
Jahn, Zur deutschen Geschichte. I. Teil. 16