Full text: Geschichtliche Bilder und Vorträge

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ungestümer als die andere. Da hieß es: „Will der König dem 
Prinzen den Verzicht nicht anraten, wohlan! so ist das der sofortige 
Krieg, und in wenigen Tagen sind wir am Rhein. Um den König 
handelt es sich fortan. Wenn er eingeräumt hat, daß er die An- 
nähme des Prinzen gutgeheißen, muß er sie verbieten oder wenigstens 
den Verzicht anraten und durchsetzen." 
Dem französischen Ministerium war es also schon nicht mehr 
um eine Verzichtleistung des Prinzen Leopold zu thun, sondern um 
den Anteil, welchen König Wilhelm hieran hatte. Nicht Leopolds 
sondern König Wilhelms Verhalten sollte für die Franzosen über 
Krieg und Frieden entscheiden. Immer offenkundiger verschob sich 
die Streitfrage; ihr wahrer Kern: „Der Kriegsfall gegen Preußen" 
begann sich zu enthüllen. 
Benedetti, welcher in die Kriegspläne des Kaisers Napoleon 
nicht eingeweiht war, riet Vorsicht an. Vergeblich! Noch am Abend 
des 10. Juli erhielt er den Befehl: „Wir zählen die Stunden. Sie 
müssen darauf bestehen vom König eine Antwort _ zu erhalten: ja 
oder nein. Wir brauchen dieselbe für morgen. Übermorgen wäre 
es zu spät." 
An diesem Abend noch erbat sich Benedetti eine zweite Unter- - 
rebung bei König Wilhelm. Dieselbe wurde ihm auf den 11. Juli, Ü ^ 
MiÄagH^^Ä^VHr, zugesagt. Auch diese Unterredung, welche eine 
volle Stunde dauerte, führte nicht das von Benedetti erstrebte Er- 
gebnis herbei. Benedetti erbat sich vom Könige die Erlaubnis, nach 
Paris den Bescheid zu senden: er — König Wilhelm — werde den 
Prinzen einladen, auf die spanische Krone zu verzichten. Benedetti 
verschwieg dabei nicht, daß er in diesem Rat des Königs nichts 
anderes als einen Befehl erblicken würde. Der König blieb indes 
bei seiner Weigerung. Er habe dem Prinzen bei der Annahme der 
Wahl volle Freiheit gelassen; er werde ihm auch für die Ablehnung 
derselben dieselbe Freiheit lassen. König Wilhelm verweigerte jede 
weitere Äußerung, bevor von dem Prinzen selbst eine etwaige Verzicht- 
leistung vorliege. 
Benedettis Berichte wurden in Paris mit gesteigertem Unwillen 
aufgenommen. Herzog von Gramont telegraphierte noch im Laufe 
des 11. Juli, bevor der Verlauf dieser zweiten Unterredung ihm 
bekannt geworden, an Benedetti: Die Sprache, welche er dem Könige 
von Preußen gegenüber führe, lasse an Festigkeit zu wünschen übrig 
und entspräche nicht mehr der Haltung, welche die kaiserliche Re= 
gierung eingenommen habe; er müsse eine schärfere Tonart wählen. 
Und am 12. Juli erhielt Benedetti die Weisung: „Wenden Sie 
Ihre Geschicklichkeit, ich möchte selbst sagen Ihre Schlauheit an, um 
Freundgen, Beiträge zum Unterricht in der Geschichte. 18
	        
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