Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

128 Das Mittelalter. 
dem Prächtigen (f 1566) erlangte die Türkei den größten Glanz. Er 
erstürmte Belgrad, bezwang Rhodns und schlug Ludwig II. von Ungarn in 
der Schlacht bei Mohacz (an der Donau, nicht weit von der Draumündung); 
auf der Flucht wurde dieser selbst getötet. Im Jahre 1529 ängstigte Soli- 
man Wien durch eine Belagerung. Eine gewaltige Furcht befiel die abend- 
ländische Welt. 
§ 36. Der französische Einheitsstaat. England. 
1. Frankreich. Inzwischen hatte Frankreich eine mehr als hundert- 
jährige Leidenszeit durchzumachen gehabt. Im Jahre 1328 war der Haupt¬ 
zweig des kapetiugischeu Mannesstammes ausgestorben. Indem man eine 
Bestimmung der Gesetze der salischen Franken auf die Thronfolge anwandte, 
wurde nicht Eduard HI. von England, der Sohn einer Tochter Philipps 
Die Valois des Schönen, sondern Philipp (VI.) von Valois, ein Brudersohn jenes 
Der^mehr^als Philipp, zum französischen Könige erhoben. Eduard III. begann daher 1339 
100jährige Krieg im Bunde mit den vlämischen Städten, die mit England in regen Handels- 
mit England, beziehungen standen, den Erbfolgekrieg. 
Cröcy 1346. Bei Crscy (sö. von Boulogne, 1346) überwanden die englischen 
Streitkräfte das französische Ritterheer, dessen Angriffe (seit 1338) durch 
freilich noch sehr unvollkommene Feuerschlünde unterstützt wurden. In einer 
zweiten Schlacht wurde der französische König gefangen. Im Frieden vom 
Jahre 1360 wurde die westliche Hälfte von Südfrankreich den Engländern 
als freier Besitz überantwortet. Als nach neun Jahren der Krieg von 
neuem aufloderte, wurde ihnen zwar der größte Teil davon wieder entrissen, 
aber während der Regierung des geistig gestörten Karl VI. kam Heinrich V. 
über den Kanal, siegte bei Azinconrt (sö. von Calais, 1415) und brachte, 
von den Burgundern unterstützt, mehr als halb Nordfrankreich in seine 
Hände. Selbst Paris gewann er. Nachdem er sich mit einer Tochter 
Karls VI. vermählt hatte, wurde er von den französischen Generalstaaten 
als König anerkannt. Als er 1422 starb, wurde sein zehn Monate alter 
Sohn Heinrich VI. auch von den Pariser Bürgern als sein Nachfolger auf 
Karl vn. dem französischen Throne angesehen. Karl VII., der nach seines Vaters 
1422-1461. <£0k hg- Haupt der französischen Nationalpartei wurde, war nicht geeignet, 
durch eigene Tüchtigkeit das Verlorene zurückzugewinnen. Da ward ihm 
unerwarteter Beistand durch ein schlichtes Bauernmädchen aus Domrvmy 
Jeanne Darc (dicht an der westlothringischen Grenze) mit Namen Jeanne Darc. Kaum 
1429—1431. £em z^ten Alter der Jugend entwachsen (geboren 1412 oder 1402?), schritt 
sie, von dem Glauben beseelt, daß sie auserkoren sei, Frankreich zu be- 
freien, den Männern voran in den Streit. Orleans wurde befreit, Karl 
nach der Krönungsstadt Reims geführt. Als sie in burgundische Gefangen- 
schast geriet, wurde sie an die Engländer ausgeliefert. Ein geistliches 
Gericht erklärte sie unter Mitwirkung der Pariser Universität für schuldig, 
Schiffe die ägyptischen Häfen anzulaufen — wozu ein päpstlicher „Dispens" nötig 
war — um die dort von mohammedanischen Kaufleuten aus Indien herbeigeholten 
Waren einzukaufen, noch blieben die Genuesen länger in Besitz ihrer Handelsnieder- 
lassungen in der Krim und bei Balkh am Kaspisee, in denen sie die Karawanen- 
züge Asiens erwartet hatten.
	        
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