§ 51. Frankreich im Zeitalter der Kirchenverbesserung. 177
die Polen durch Hilfstruppen, um die protestantische Macht, die ihm un¬
bequem werden konnte, niederzuhalten, während der Schwedenkönig Stral-
sund unterstützte. Um diesem die Hände für den deutschen Krieg frei zu
machen, vermittelte Frankreich im Jahre 1629 einen Waffenstillstand zwischen Waffenstillstand
Schweden und Polen. mit ^0leiL
§ 51. Frankreich im Zeitalter der Kirchenverbejserung.
1. Bis 1589. Nachdem schon viele Bekenner der neuen Lehre durch Der Kalvims-
Franz' I. Verfolgungen vertilgt oder vertrieben waren, bedeckte sich der mu§-
Boden Frankreichs mit einer Menge heimlicher Kalvinistengemeinden. Genf
war ihr geiziger Mittelpunkt. Die Heimsuchungen steigerten sich unter Hein-
rich H. (1547—1559) und Franz II. (1559—1560). Dieser stand ganz
unter dem Einfluß der Familie Guise, deren Verwandte, die Königin Die Guisen.
Maria Stuart, seine Gemahlin war. Die bedeutendsten Männer der-
selben waren Herzog Franz und Karl, der Kardinal von Lothringen.
Franz II. starb frühe. Für seinen jungen Nachfolger Karl IX. (1560
— 1574) führte die Mutter, Katharina von Medici, die vormundschaft¬
liche Regierung.
Im Jahre 1561 erhielten die französischen Protestanten das Recht,
außerhalb der Städte Gottesdienst zu halten. Trotzdem richtete Franz Die acht Hnge-
Guise unter der protestantischen Gemeinde, die in einer Scheune zur An- "ottenkriege
dacht versammelt war, ein Blutbad an (1562). Acht mit großer Erbitte- 1562 159<?"
ruug geführte Religions- und Bürgerkriege, die mit kurzen Abständen in
den nächsten 34 Jahren Frankreich zerrütteten, waren die Folgen dieser That.
Nach und nach schuf sich der französische Protestantismus fast einen Ordnung des
Staat im Staate. Die Gemeinden, die zumal im Süden und Westen zahl- französischen
reich waren, wurden organisiert, ein eigenes Kriegs- und Schatzwesen
. eingerichtet und feste Plätze gewonnen. An der Spitze der „Hugenotten",
wie die Katholiken die französischen Protestanten nannten, stand der Admiral
Coligny, der Prinz Louis von Conds und späterhin sein Neffe Heinrich
von Navarra.^)
Nach dem dritten Kriege (1570) wurden den Hugenotten politische 1570.
Gleichstellung und Gewissensfreiheit zugebilligt; auch zwei Sicherheitsplätze
wurden ihnen eingeräumt. Seitdem gewann Coligny großen Einfluß auf Einfluß der
Karl IX. und es gelang, die Verlobung des Protestantenführers Hein- Hugenotten,
rich von Navarra mit des Königs Schwester Margarethe durchzusetzen.
Da brachte Katharinas Ehrgeiz eine große Umwandlung der Sachlage her- Katharina
vor. Besorgt, daß Coligny sie völlig bei Seite schiebe, sandte sie einen
Meuchelmörder gegen ihn aus. Als der Admiral mit dem Leben davon
kam, brachte sie aus Furcht vor der Rache der Hugenotten den wankel-
müttgen König durch falsche Vorspiegelungen zu dem Befehle, daß alle Huge-
notten getötet werden sollten; die Pariser Kaufleute und Handwerker über-
nahmen die Mordarbeit. Mindestens 2000 Protestanten fielen in der Hanpt-
~ . 1) Heinrichs Vater war durch die Hand der Johanna d'Albret Köniq von
Nordnavarra und Bsarn geworden.
Schenk u. Maigatter, Geschichte. II. Deutsche Gesch. bis 1648. 12