32 Das Mittelalter.
neuem unter die fränkische Herrschaft zu beugen. In der großen Ent-
Schlacht von scheidungsschlacht unfern Poitiers (732) warf er die Araber zurück und
Portiers 732. hierdurch sowie durch weitere erfolgreiche Schlachten die abend-
ländische Christenheit.
Das Lehnswesen. Karl schuf durch Verknüpfung der Rechtsform der „Vasallität" mit der
der „Benefizial"-Vergebung den Lehnsverband. Zur Niederhaltuug der
inneren und Bekämpfung der äußeren Gegner bedurfte er eines möglichst
zahlreichen, treuen Aufgebotes, und zwar der arabischen Kampfesweise wegen
besonders an berittenen Kriegern. Im Zeitalter der Naturalwirtschaft konnte
er nicht daran denken, nach dem Vorbilde der römischen Kaiser ein stehendes
Heer zu halten und durch bares Geld zu bezahlen. Da nun das Königsgut
verausgabt war, entzog er der Kirche, aber unter Anerkennung ihres Besitz-
standes, den Gebrauch eines Teiles ihres Grundbesitzes und verlieh ihn auf
Widerruf zur Nutznießung an Männer aus dem Landadel, die dafür, also
gleichsam gegen den Bezug einer Grundrente, durch einen Treueid sich zur
Heeresfolge und Stellung reisiger Leute verpflichten mußten. Die Inhaber
solcher Lehen wurden ebenfalls mit dem Ausdruck Vasallen bezeichnet,
denen der Belehnende als Senior (Seignenr) gegenüberstand. Anderseits
wieder gaben Grundbesitzer, auch schon, um die nötigen Mannschaften stellen
zu können, von ihrem Eigen oder von dem vom Senior erhaltenen Land
Stücke als „Benefizien" aus. Es wurde Sitte, auch Ämter und sonstige
Hoheitsrechte des Staates als Lehen aufzufassen und sie gleich dem Amts-
gute, das z. B. mit dem Grafenamte verbunden war, als solches zu vergeben.
Pippw 2. Pippin der Jüngere und Karlmann. Als Karl der Hammer
bui-768re zu seinen Vätern versammelt ward, übernahmen seine Söhne Karlmann
und Pippin (der Jüngere)^ die Reichsregierung.
Nachdem die aufrührerischen Herzöge von Aquitanien, Alamannien
und Bayern wieder zur Unterwerfung gebracht waren, und Karlmann
sich ins Kloster zurückgezogen hatte, war Pippin darauf bedacht, die
merowingische Scheinherrschast zu beseitigen und sich und seinem Hause
die Königswürde zu gewinnen. Zu diesem Behufe setzte er sich mit dem
Bündnis mit Papsttum in Verbindung, das, in seinen Ansprüchen auf Stadt und
demAlichen Herzogtum Rom von den Langobarden bedroht und mit dem Kaiser zer-
"U,C fallen, längst nach der Anlehnung an das mächtige Frankenreich trachtete.
Mit seinem Ansehen deckte es, als Vertreter des göttlichen Willens, den
Thronraub. Nachdem der Papst das Vorhaben Pippins gebilligt hatte,
wurde König Childerich III. ins Kloster geschickt, Pippin aber zum
Pippw König König gewählt und mit dem heiligen Salböl gesalbt. Drei Jahre darauf
75?oder^7S2 wurde Pippin samt seiner Gemahlin und seinen Söhnen von dem zu
ihm geflohenen Papste Stephan II. selbst feierlich gekrönt und gesalbt.
Züge gegen Zum Dank zog der neue König als Schutzherr der römischen Kirche
Aistulf^7S4 und zweimal wider den Langobardenkönig Aistnlf (754 und 756) und zwang
1) Erst durch eine spätere Sage kam der Beiname „der Kurze" oder „der
Kleine" auf.