Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 1)

§ 12. Der Staatenbund. Heinrich I: (919—936). 47 
tigen Schritt vorwärts. Gegen 43 Jahre alt, wurde er, der Mahnung 
des sterbenden Konrad gemäß, trotz des Erbrechts der westfränkischen 
Karolinger, von den Franken und Sachsen in Fritzlar zum König ge- 
wählt. Ein Fürst von großer Thatkrast, Klugheit und Mäßigung, be- 
schränkte er sich in seinen Zielen auf das sicher Erreichbare, das er aber Ziele. 
auch mit aller Kraft durchzusetzen bestrebt war. Da ihm die Macht- 
mittel fehlten, eine wirkliche Einheit herzustellen, gründete er einen 
deutschen Staatenbund, in dem die durch Verträge zur Anerkennung Staatenbund, 
seiner Würde veranlaßten Herzöge Bnrchard von Schwaben und 
Arnnls von Bayern ihre fast unabhängige Stellung behaupteten. Den 
Besitzstand vom Jahre 879 stellte er im Westen wieder her, indem er 
Lothringen zurückgewann. Sein Wirken beschränkte sich, während der Rückeroberung 
Süden und der Westen sich selbst überlassen blieben, auf Sachsen und Hew??nu?'im 
Thüringen. Hier galt es vor allem, die Einfälle der Magyaren hintan- Norden wirkend, 
zuhalten und zur Verhinderung des slawischen Vordringens die östliche 
Grenzlinie bis zur Oder vorzuschieben. Es glückte ihm, von jenen für 
Sachsen und Thüringen einen neunjährigen Waffenstillstand zu erlangen. Waffenstillstand 
Während dieser Zeit traf er umfassende Maßregeln zu wirksamer Ver- Magyaren, 
teidignng für die Folgezeit. 
Da Sachsen keine Städte und nur wenige befestigte Plätze besaß, legte Rüstungen, 
er neue Burgen an und ließ Bischofsitze, Pfalzen und Märkte, tote Hersfeld, 
Merseburg, Goslar und Gandersheim, ummauern. Der neunte Mann seiner 
herzoglichen Dienstmannen mußte in diese Orte übersiedeln. Um das magy¬ 
arische Reitervolk erfolgreicher bekämpfen zu können, verwandelte er einen 
Teil seiner Vasallen in eine schlagfertige Reiterei. Kriegsübung und Selbst- 
vertrauen verschaffte er derselben durch siegreiche Züge toider die Slawen. 
Er eroberte Brennabor, die Hauptstadt der Heveller (928). Das Slawenkriege. 
Land der Dalemiuzier, wo er Meißen gründete, ward unterworfen, 
Böhmen abhängig gemacht. 
Indessen war der Waffenstillstand abgelaufen. Von drei großen Magyarenschlacht 
Schwärmen, die sich im Magyarenlande zum Raubzuge rüsteten, fiel 
einer in Thüringen ein. Aber Heinrich warf ihn am Unstrutried in 
die Flucht (933). Dieser Sieg über die Geißel des Abendlandes 
verschaffte dem König hohen Ruhm, ohne jedoch die Magyaren abzu- 
halten, wiederholt nach Süddentschland und schon nach 5 Jahren wieder 
nach Sachsen zu ziehen. 
König Hardeknudth von Dänemark, der in Nordalbingien eüv- 
gefallen war, wurde im folgenden Jahre zur Zinszahlung gezwungen. 
Zwischen Eider und Schlei aber erstand eine deutsche Markgrafschaft. — Markgrafschaft 
Nunmehr im Besitz einer starken Stellung in Deutschland, gedachte norKrber 
Heinrich eine Romfahrt anzutreten. Da starb er im besten Mannes- 
alter (936).
	        
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