Contents: Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen

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Reptilien oder Kriechtiere. 
Beim Kriechen bewegt nun die Schlange mit den Nippen jene Bauchschnppen und 
stemmt sie mit dem Hinteren Rand gegen den Boden. Auf diese Art werde,: ihre 
Rippen zu Füßen. 
Zu ihrem Aufenthalt wählt die Ringelnatter am liebsten feuchte Wälder und 
bewachsene Ufer. Obgleich sie selten trinkt, geht sie häufig ins Wasser und bleibt 
stundenlang darin. Sie schwimmt sehr geschickt und gebraucht dabei den Schwanz als 
Ruder. Den Winter verbringt sie schlafend in einer Erdhöhle. 
Ihre Nahrung besteht in Fröschen, Kröten, Mäusen und anderen kleinen Tieren. 
Auch Fische weiß sie geschickt zu erhaschen. Den jungen Vögeln geht sie bis in die 
Baumkronen nach. Alles muß aber lebend sein und wird ganz verschluckt. Deshalb 
kann sie Rachen und Schlund sehr erweitern. Nicht selten erhascht sie Tiere, welche 
dicker als sie selber sind. Die müssen denn auch hinuntergewürgt werden; denn bei 
der Stellung ihrer Zähne kann sie die erfaßte Beute nicht wieder loslassen. Oft 
dauert es mehrere Stunden, bis dieselbe verschluckt ist. Vor dem Ersticken ist sie dabei 
allerdings bewahrt, da unter der Beute Luft in den Kehlkopf eintreten kann. Hat sich 
die Ringelnatter sattgefressen, so kann sie es monatelang ohne weitere Nahrung aushalten. 
Vermehrung. Zur wärmsten Zeit des Jahres legt das Weibchen in Laub 
und Mist 20 bis 30 Eier. Sie sind mit weißer, rauher Lederhaut umgeben und 
hängen zusammen wie an einer Schnur. Die Jungen sind etwa spannenlang und 
nähren sich anfangs von Würmern und ähnlichen Kleintieren. 
Nutzen. Die Ringelnatter ist eine der schliinmsten Feindinnen der Feldmäuse. 
Sie gehört demnach zu den nützlichen Tieren. Vor allem aber ist sie nicht giftig, 
da ihr die Giftzähne fehlen. Ihr einziges Verteidigungsmittel ist ein übelriechender 
Saft, den sie ausspritzt. Vor dem Menschen flieht sie. Deshalb ist es thöricht, sich 
vor ihr zu fürchten und sie totzuschlagen. Die Ringelnatter ist die Unke, von der 
die Märchen erzählen. 
Hiftkose Schlangen sind auch die Riesenschlangen. Die Königsschlange wird 9, die Anakonda 
sogar 12 m lang." Beide leben in Südamerika. 
55. Me Kreuzotter. 
Aussehen. Die Kreuzotter ist eine in Deutschland öfter vorkommende Giftschlange. 
Von der Ringelnatter unterscheidet sie sich durch den deutlich abgesetzten Schwanz. Im 
übrigen ist sie schwer zu erkennen, da ihre Farbe nach Alter und Geschlecht wechselt. 
Das sicherste Merkmal ist eine dunkle Zickzacklinie auf dem Rücken, in deren Winkeln 
jederseits ein dunkler Fleck steht. Auf dem Kopf bilden dunkle Flecke und Striche ein 
liegendes Kreuz. Daher ihr Name. Die Weibchen siild manchmal kupferrot. Die 
Männchen sehen kurz vor der Häutung fast schwärz aus. 
Giftzähne. Die Otter hat im Unterkiefer und am 
Gaumen kleine Zähnchen. Mit ihnen kann sie jedoch keinen 
Schaden anrichten. Eine furchtbare Waffe besitzt sie aber 
in den Giftzähnen. Diese stehen vorn im Oberkiefer und 
haben einen Gistkanal. Sie sind beweglich und sitzen auf 
einer Drüse, welche das Gift absondert. Beim Offnen des 
Nachens stellen sie sich auf. Beißt die Schlange, so drücken 
sie ans die Drüse, und das Gift spritzt durch die Höhlung 
in die Wunde. Bricht ein Giftzahn ab, so wird er durch 
einen neuen ersetzt. 
Tie Wirkung des Giftes ist verschieden. Tödlich wirkt 
es, wenn die Schlange lange nicht gebissen hat. Auch an 
heißen Tagen wirkt es heftiger. Das Aussangen ist gefährlich, wenn man eine Wunde 
am Munde hat. Das Schlangengift wirkt nämlich nur, wenn es ins Blut kommt. In 
den Magen gebracht, schadet es nichts. Am besten schneidet man die Bißwunde sofort 
ans und läßt sie tüchtig ausbluten. Auch der Genuß von viel Alkohol ist zu empfehlen. 
Aus jeden Fall holt man am besten schnell den Arzt. 
Aufenthalt. Die Kreuzotter kommt in manchen Gegenden Deutschlands häufig 
vor, in anderen gar nicht. Man trifft sie in den Wäldern der Gebirge und besonders 
zahlreich in dem mit Moor und Heide bedeckten norddeutschen Tieflande. Sie liebt 
sonnige Orte und liegt da gewöhnlich tellerförmig zusammengerollt. Naht jemand,
	        
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