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aber die Kaiserin auf Betrieb der lombardischen Bischöfe den Bischof Cadalus von
Parma Wider den Rath der deutschen Bischöfe zum Papste ernannte, war der deutsche
Widerstand gegen den Gegenpapst fast verschwindend klein. Man überließ es dem
Cadalus, stch den Weg nach Rom zu bahnen, und allerdings drang er anfangs sieg-
reich vor, aber durch die Dazwischenkamst des Herzogs Gottfried wurde der ganze
Papststreit verändert. Er gebot beiden Päpsten ihre Sache dem Könige zur Entscheidung
vorzulegen, und einstweilen sollte Cadalus in Parma, Alexander in Lucca bleiben.
Für Cadalus stand die Sache ungünstig; denn in Deutschland hatte sich mittlerweile
eine große Aenderung vollzogen.
3) Die Fürsten ertrugen es nicht, daß Bischof Heinrich von Augsburg, der Günst-
ling der Kaiserin, die Geschäfte des Reichs allein besorgte und sie sich den Launen
einer Frau fügen sollten. Darum strebten sie danach, den jungen Heinrich, den seine
Mutter noch erzog, von derselben zu trennen und die Verwaltung des Reichs auf sich
selbst zu übertragen.
!) Zuletzt (1062) kam der Erzbischof (Anno) von Köln, welcher sich
mit dem Grafen Ecbert (von Braunschweig) und dem Herzoge Otto von
Bayern (Otto von Northeim, der erst das Jahr zuvor dieses Herzogthum
erhalten hatte,) verabredet hatte, zu Schisse den Rhein hinab an den Ort,
welcher St. Suibertswerth (Kaiserswerth) heißt. Hier befand sich damals
der König. Als dieser nun eines Tages nach dem festlichen Mahle heiterer
als sonst gestimmt war, lud ihn der Bischof ein, eines seiner Schisse,
welches er zu diesem Zwecke mit wunderbarer Kunst hatte verzieren lassen,
in Augenschein zu nehmen. Leicht beredete er dazu den unbefangenen
und nichts weniger als Hinterlist argwöhnenden Knaben. Als dieser aber
das Fahrzeug bestiegen hatte und ihn diejenigen umringten, welche der
Bischof als Genossen und Gehülfen für seinen Anschlag bestellt hatte, da
erheben sich schnell die Schiffsleute, rudern mit angestrengten Kräften und
treiben das Schiff augenblicklich in die Mitte des Stromes. Der König
durch diese überraschende Erscheinung außer Fassung gebracht, in Ungewiß-
heit schwebend und nichts anders vermuthend, als daß es aus seinen ge-
waltsamen Tod abgesehen sei, stürzte sich jählings in den Fluß und die
ziemlich heftige Strömung hätte ihn schnell verschlungen, wenn nicht Graf
Ecbert ihm nachgesprungen, den Gefährdeten mit eigener nicht geringer
Gefahr mit genauer Roth dem Untergange entrissen und in das Schiff
zurückgebracht hätte. Sie suchen ihn darauf durch alle möglichen Schmeichel
Worte zu besänftigen und fuhren ihn nach Köln. Die übrige Menge
folgt zu Lande nach, die meisten mit der lauten Beschuldigung, daß die
königliche Majestät verletzt und ihrer Selbstständigkeit beraubt worden sei.
Der Bischof traf daher, um das Gehässige der That zu mildern, damit
es nicht scheinen sollte, als habe er sie mehr aus Rücksicht auf seinen
*) Lambert von Hersfeld, Jahrbücher 1062