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sein wird, da sie freiwillig war. Endlich war alles erledigt: da ver-
kündete der König einen festen Frieden, in königlicher Majestät Schutz
durch's ganze deutsche Reich bis zum Geburtsfest des Herrn und von da
auf ein Jahr für jedermann. Wenn diesen Frieden jemand bricht, soll
er nach Gesetz und Recht jeder Landschaft die strengste Strafe erleiden.
Außer Adalbert von Mainz hatte der Legat des Papstes großen Einfluß auf die
Wahlverhandlungen, der scheint es auch vornehmlich betrieben zu haben, daß Lothar
etliche Tage nach der Wahl bei dem Papste um Bestätigung seiner Würde nach-
suchte. Dieser Schritt sowie auch die Verzichtleistung auf die Rechte, welche dem Kaiser
im Wormfer Concordat zugestanden wurden, dürfen Lothar nicht als Schwäche aus-
gelegt werden. Er gehört vielmehr zu den thatkräftigsten deutschen Kaisern und zeigte
sich nur deshalb der Kirche willfährig, um ein friedliches Verhältnis zwischen
Kaiserthum und Papstthum zu begründen.
Um die Macht der Hohenstaufen zu brechen, ließ Lothar auf dem Fürstentage zu
Regensburg das Gesetz feststellen, daß alle von Heinrich Y. eingezogenen
Lehen dem Reiche und nicht der falifchen Familie angehörten. Kraft
dieses Gesetzes forderte Lothar Friedrich von Hohenstaufen auf, das salische Erbe
an das Reich zurückzuerstatten; dieser weigerte sich jedoch und wurde nun von Lothar
mit der Reichsacht belegt. Jetzt brach Streit aus zwischen Lothar und den Hohenstaufen
Friedrich und dessen Bruder Konrad, der sich sogar 1128 die lombardische Krone auf's
Haupt setzte und zum König ausrufen ließ. Die schönsten Gegenden des Reiches litten
unter diesen Kämpfen, vor allem wurde Franken und Schwaben verheert. Im Jahre
1135 mußten sich endlich die rebellischen Brüder zu Bamberg dem Kaiser unterwerfen
und ihren Ansprüchen entsagen; Lothar hatte über die Hohenstaufen gesiegt. Das
hatte er aber nur mit Hülfe seines Schwiegersohnes, des mächtigen Bayernherzogs
Heinrich des Stolzen aus dem Geschlechte der Welfen vermocht. Diesem hatte
er gleich bei Beginn des Streites seine einzige fochtet Gertrud vermählt und ihm
mit dieser feine fächsiichen Besitzungen (die supplinburgischen, braunschweigischen und nort-
heimischen Güter) geschenkt. Dadurch war Heinrich der mächtigste Fürst Deutschlands
geworden; er gebot über Bayern und ganz Sachsen; denn in diesem Lande hatte schon sein
Vater, Heinrich der Schwarze, der mit Wulfhilde, der ältesten Tochter des Herzogs
Magnus von Sachsen vermählt gewesen war, die Hälfte der billungfchen Güter (Lüne-
bürg) besessen. Diese bedeutende Machtstellung des Welsen legte aber auch den Grund
zu der für Deutschland so verderblich gewordenen Eisersucht zwischen dem welsischen und
hohenstausischen Hause. —
3wei Römerzüge hat Lothar unternommen. Aus dem ersten (1032) galt es,
den Papst ^nnocenz II. aus der Bedrängnis vor dem Gegenpapst Anaelet zu befreien.
Dieser stützte sich auf den mächtigen Normannenfürsten Roger II., der Jnnocenz zur
Flucht nach Frankreich nöthigte. Lothar vermochte nicht, die Feinde gänzlich aus Rom
zu vertreiben, empfing aber doch vom Papst die Kaiserkrone im Lateran. Bei dieser
^ Geschlecht der Welfen führt feinen Stammbaum bis tn's fünfte
Jahrhundert hinauf: die Stammväter sollen unter Odoaker den Sturz des römischen
Reiches mit herbeigeführt haben. Zu Karl's d. Gr. Zeiten sind die Welfen, schon
durch den Grafentitel geehrt, in Bayern, Schwaben und am Bodensee angesessen. Ihre
ältesten Stammsitze waren Altdorf und Ravensburg.