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Die Bäuerinnen Hildegard, Mechthild und Elsbeth kommen.
Tell. Ich helfe mir schon selbst. Geht, gute Leute!
Meint ihr, wenn ich die Kraft gebrauchen wollte,
ich würde mich vor ihren Spießen fürchten?
M e l ch t a l «zu Frießhard).
Wag's, ihn aus unsrer Mitte wegzuführend
Walter Für st und Stauffacher. Gelassen! Ruhig!
Frießhard «schreit).
Aufruhr und Empörung!
«Mau hört Jagdhörner.)
Weiber. Da kommt der Landvogt!
Frießhard «erhebt die Stimme).
Meuterei! Empörung!
S t a u s s a ch e r. Schrei, bis du berstest, Schurke!
Rösselmann und M e l ch t a l. Willst du schweigen?
Frießhard «ruft noch lauter).
Zu Hilf, zu Hilf den Dienern des Gesetzes!
Walter Fürst. Da ist der Vogt! Weh uns, was wird das werden!
Geßler zu Pferd, den Falken auf der Faust, Rudolf der Harras, Berta von
Brun eck und Ulrich von Rudenz, ein großes Gefolge von bewaffneten Knechten,
welche einen Kreis von Piken um die ganze Szene schließen.
Rudolf der Harras. Platz, Platz dem Landvogt!
Geßler. Treibt sie auseinander!
Was läuft das Volk zusammen? Wer ruft Hilfe? «Allgemeine Stille.)
Wer war's? Ich will es wissen.
«Zu Frießhard.) Du tritt vor!
Wer bist du, und was hältst du diesen Mann?
«Er gibt den Falken einem Diener.)
Frießhard. Gestrenger Herr, ich bin dein Waffenknecht
und wohlbestellter Wächter bei dem Hut.
Diesen Mann ergriff ich über frischer Tat,
wie er dem Hut den Ehrengruß versagte.
Verhaften wollt ich ihn, wie du befahlst,
und mit Gewalt will ihn das Volk entreißen.
Geßler «nach einer Pause).
Verachtest du s o deinen Kaiser, Tell,
und mich, der hier an seiner Statt gebietet,
daß du die Ehr versagst dem Hut, den ich
zur Prüfung des Gehorsams aufgehangen?
Dein böses Trachten hast du mir verraten.
Tell. Verzeiht mir, lieber Herr! Aus Unbedacht,
nicht aus Verachtung Eurer ist's geschehn.
Lesebuch III. 7