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entrissen werden. (1466). In Bayern erhob sich die landesherrliche Willkür frevelhaft
(Agnes Bernauer von Augsburg), in Westfalen mußten die Soester in der „Soester
Fehde" (1444—1449) ihre Freiheit gegen den Erzbischof von Köln behaupten, der
schwäbische Bund lag in heftiger Fehde mit Albrecht Achilles von Hohenzollern;
in Sachsen und Thüringen wüthete fünf Jahre lang zwischen Kurfürst Friedrich
dem Sanftmüthigen und Herzog Wilhelm ein unseliger Bruderkrieg (1446-1451),
ber den bekannten Prinzenraub durch den verwegenen Kunz von Kaufungen zur Folge
hatte; und die Gegenden am Rhein und Neckar wurden durch die „Pfälzerfehde" verwüstet.
Während so das ganze Reich durch innere Fehden zerrissen wurde, rückte von
Osten die Gefahr, mit welcher die Türken das Reich bedrohten, immer näher. Im
U63. Jahre 1453 hatten diese unter Sultan Mohamed II. Constantinopel
erobert und damit dem griechischen Kaiserreiche, welches seit 1261 wieder an die
Stelle des lateinischen Kaiserreiches (). S. 329) getreten war, ein Ende gemacht. Der
letzte griechische Kaiser, Konstantin XI., war nach tapferer Gegenwehr gefallen, und
statt des Kreuzes erhob sich nun der Halbmond auf den Kuppeln der Sophienkirche.
Bei dem Falle von Constantinopel schloß sich Kaiser Friedrich weinend in seine Ge-
mächer ein und stellte trübsinnige Betrachtungen über die Hinfälligkeit aller Dinge an;
aber eine Heerfahrt konnte er nicht zu Stande bringen. Als sich nun aber die Türken
auch auf Ungarn warfen, da predigte der Papst einen Kreuzzug, und der Franziscaner-
mönch Johannes Capistranus sammelte, wie einst Peter von Amiens, einige
Taufende armer Bürger und Bauern um sich und schlug mit dem tapfern ungarischen
Feldherrn Johannes Hunyades Corvinus den Sultan Mohamed bei Belgrad
(1456) dermaßen auf das Haupt, daß dieser vorerst das weitere Vordringen über die
Donau einstellen mußte. Noch in demselben Jahre starben die beiden Helden, erschöpft
von den übermenschlichen Anstrengungen. Die Ungarn aber, die von dem Oesterreicher
so ichmählich dem Feinde überlassen waren, wollten nun nach dem Tode des jungen
Königs Ladislaus von Ungarn und Böhmen von einer Thronfolge des habsburgisch-
österreischen Hauses nichts wissen und erwählten sich den Sohn des tapferen Hunyades,
den Matthias Corvinus, zum König. Die Böhmen erhoben Georg Podiebrad
auf ihren Königsthron, der sich trotz Kaiser und Papst bis zu seinem Tode (1471) be¬
hauptete. Nach ihm erkoren die Böhmen den Schwestersohn von Ladislaus, den Prinzen
Wladislaw von Polen zu ihrem Könige.
Während Friedrich im Osten seines Reiches an Macht und Besitz verlor, ge-
stalteten sich im Westen die Verhältnisse zur Vermehrung seiner Hausmacht günstig. —
SBon dem mit dem deutschen Reiche seit 1033 verbundenen Königreiche Burgund hatten
sich längst das Herzogthum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft
Burgund (Franche-Comte) getrennt und waren (1361) durch Heirath vereinigt
worden. Im fünfzehnten Jahrhundert erwarb dann Philipp der Gute durch Kauf,
Erbschaft und Waffengewalt fast sämmtliche Provinzen der damals so blühenden Nieder-
lande (Brabant, Luxemburg, Limburg, Holland, Friesland u. s. w.), und war sein
Hof der glänzendste in Europa. Damals wetteiferten auch die Niederlande,
besonders Brabant und Flandern, in den bildenden und redenden Künsten mit
Italien. Im Jahre 1467 starb Philipp, und ihm folgte sein Sohn Karl der
Kühne, ein ehrgeiziger aber unbesonnener Mann, der den Plan hatte, ein eigenes
Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu errichten. Der Kaiser Friedrich war
geneigt, aus die Wünsche Karl's einzugehen, unter der Bedingung, daß Karl's Erb-
tochter Maria mit des Kaisers Sohn Maximilian verlobt würde. Aber bei einer.