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Verbündeten, welche d,e Uebermacht hatten, mit größerem Erfolge geführt werden
können, wenn sie ,chneller und einig gewesen wären, und ihre Anführer durch
gegenseitige Eifersucht die günstigen Momente nicht versäumt hätten. Auch entzweite
sich der kaiserliche General Bournonville mit dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm und
obgleich beioe durch günstige Gefechte im Elsaß festen Fuß gefaßt hatten, zogen sie doch
lm Januar 1675 über den Rhein zurück.
jn dreier Zeit ließ König Karl XI. von Schweden, um als Bundesgenosse
Frankreichs den kräftigsten Gegner desselben abzuziehen, ein Heer von etwa 16,000 Mann
unter dem General Gustav Wrängel aus Pommern in die Mark Brandenburg
emruckm und das Land besetzen. In Folge mangelhafter Verpflegung verfielen die
Schweden in die Zügellostgkeiten des dreißigjährigen Krieges. Sie verheerten das Land
,o entsetzlich, daß die Bauern zu den Waffen griffen und den ungleichen Kampf gegen
ihre Dranger aufnahmen. Noch heute wird in dem altmärkischen Dorfe Dannefeld
eine Fahne aufbewahrt, welche die Inschrift trägt:
Wir sind Bauern von geringem Gut
Und dienen unserm Kurfürsten mit unferm Blut.
Dem Kurfürsten war diese Veranlassung zum Kriege mit Schweden nicht unwill-
kommen, weil er hoffte, durch denselben sich Pommerns wieder zu bemächtigen; und
nachdem er sich durch Unterhandlungen mit Holland und Spanien des Beistandes dieser
Staaten versichert hatte, und ihm auch vom Kaiser, von Dänemark und den Reichs-
standen Beihülfe in seinem Angriffe auf Schweden zugesagt war, brach er plötzlich,
Ausgangs Mai, aus «einem Hauptquartier zu ^chweinfurt am Main auf und kam mit
einem ^Heere von 15,000 Mann seinem bedrängten Lande zu Hülfe. Schon am 11.
(21.) Juni traf er mit dem Heere in Magdeburg ein und hielt dort Rasttag. Seine
Ankunft war den Schweden, die im Gefühle völliger Sicherheit lebten, verborgen ge-
blieben. Mit 6000 Reitern, 1200 Musketieren und 13 Stück Geschütz rückte der
Kursurst am folgenden Tage mit Blitzesschnelle gegen die Havel, deren rechtes Ufer
von den Schweden von Havelberg bis Brandenburg besetzt gehalten wurde; er be-
absichtigte, diese Linie im Mittelpunkt bei Rathenow zu durchbrechen, und es gelang
der Uebersall dieser von den Schweden stark besetzten Stadt durch die List und Kühnheit
Derfflingers vortrefflich (25. Juni). Durch diesen kühnen Handstreich war die Macht
der Schweden gespalten; der schwächere rechte Flügel stand unter Gustav Wrangel in
Havelberg und der stärkere linke Flügel unter dem General Hermann Wrangel, dem
Bruder des Feldmarschalls, in Brandenburg. Auf die Kunde von Rathenow's Weg-
nähme führte General Wrangel den linken Flügel nach dem Rhin hin, um sich mit
1 einem Bruder in Havelberg zu vereinigen. Dem Kurfürsten mußte alles daran liegen,
die beabsichtigte Vereinigung zu verhindern. Sofort brach er von Rathenow auf, nur
500 Musketiere zurücklassend. Eine Reiterschar entsandte er durch das Havelländische
Luch — ein für größere Truppenmassen nicht passirbares Moor —, um den Schweden
28 c^uni am zuvorzukommen. Doch gelang es dem schwedischen Hauptheere, über Nauen
1675.n nach dem Städtchen Fehrbellin am Rhin zu kommen, wo es aber die Rhinbrücke
von den Kurfürstlichen bereits zerstört vorfand und nun genöthigt war, Stand zu
halten. Am Freitag, den 28. Juni, im Tagesgrauen, brachen die Brandenburger zum
Angriff auf. Der Prinz von Homburg, der die Vortruppen, 1500 Reiter, führte,
eilte voraus. Noch einer Stunde meldete er, daß er den Feind in einer Stärke von
4000 Reitern, 7000 Mann Fußvolk und 38 Geschützen bei dem Dorfe Linum — fast
eine Stunde von Fehrbellin — vor sich habe und bat um die Erlaubnis, den Feind