Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten

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angreifen und ihn so lange beschästigen zu dürfen, bis der Kursürst hemnkomme. 
Derfflinger Widerrieth, weil die Infanterie noch zurück war; als aber die Meldungen 
des Prinzen dringender wurden, gestattete der Kurfürst dessen Unternehmen, und wurden 
die Dragoner ihm zur Verstärkung vorausgesandt. Die Colonnen folgten, so schnell 
es bei den engen Wald- und Bruchwegen möglich war. Unterdessen hatte der Prinz 
die Stellung der Schweden in der linken Flanke umgangen, und Meie waren genothigt 
worden, weiter rückwärts bei dem Dorfe Hakenberg neue Stellung zu nehmen, ^etzt 
war aber auch der Kurfürst mit der Hauptmacht (5600 Reitern nebst 13 Gejchutzen) 
herangekommen. . . — . 
i) Se. Churfl. Durchlaucht bemächtigten sich alsbald einiger Sand- 
berge, postirten darauff das wenige Geschütz, nebst den dörfflingeychen 
Dragonern, und führeteu selbst etliche Esquadrouen vom lincken Flügel, 
die sie vorhero dero Manier nach, freundlich animiret hatten, nicht ohne 
sonderer Gefahr, Massen der Stallmeister Frobenius-) mit emer 
StückKugel ihr an der Seite erleget wurde, auf den Feind an, welche 
tapffer mit demselben chargirten, ob sie wol viele Canon-Schüffe vorhero 
von demselben außhalteu musten, da sich dann das Gefecht mnb 8 Uhr 
morgends bey obgedachtem lincken Flügel scharst' anhnb. Die Schwedische 
Kavallerie ward bald anfangs zurückgetrieben, wolte auch nicht recht an- 
beissen, sondern hielte sich bey der Infanterie, auf welche die Churfl. 
Kavallerie treffen muste, so sehr gefährlich war, ein Theil dero Infanterie 
aber aävancirte auf das Churfl. Geschütz, in Hosnung, weil keine Infanterie 
dabey, es weg zu bekommen, es ward aber dasselbe von der Trabanthen 
i) Theatrum Europaeum. Bd. XI., S. 830 -831. Auch Pufendorf. 
Lib. XIII., 36. , m1 
3) Der ausführliche Bericht über die Schlacht ber Fehrbellin im Theatrum 
Europaeum erwähnt nichts von dem Opfertobe des in Lied und Bild vielfach gefeierten 
Stallmeisters Froben, ebenfalls findet sich auch bei Pusendors keine Notiz darüber; erst 
Gundling erzählt (1709) in seiner handschriftlichen Biographie des großen Kurfürsten 
den bekannten Pferdetausch. Nichtsdestoweniger darf aber Froben und namentlich die 
sich an seinen Namen knüpfende That nicht in das Gebiet der historischen Sage »emnqen 
werden, wie das vielfach geschehen ist, wenngleich der wahre Verlauf der be¬ 
deutend von der üblichen Erzählung abweicht. Nach der gründlichen Forschung des 
Dr. Brecht, Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins, haben wir uns die 
Vorgänge in der Schlacht etwa folgendermaßen zu denken: Als sich der Kurfürst dem 
Feuer der Feinde aussetzte, ritt er einen Schimmel und erhielt kurz hintereinander zwei 
Kugeln gegen den Brustharnisch. Da bot Froben dem Kurfürsten sein Ipferd an zum 
Tausch, fiel aber fast in demselben Augenblick, von einer Stückkugel getroffen, zu Boden 
und bespritzte den Kurfürsten mit seinem Blute. Jetzt erst erkannte der Kurfürst die 
Gefahr und tauschte mit dem Leibjäger Uhle sein Pferd aus. Und kaum war der 
Tausch geschehen, als der Schimmel getroffen niederstürzte und Uhle verwundet wurde. 
Was Froben gewollt, hat Uhle gethan, vielleicht ohne es zu wollen; der Ruhm Froben s 
wird aber dadurch kaum verringert.
	        
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