— 585 —
angreifen und ihn so lange beschästigen zu dürfen, bis der Kursürst hemnkomme.
Derfflinger Widerrieth, weil die Infanterie noch zurück war; als aber die Meldungen
des Prinzen dringender wurden, gestattete der Kurfürst dessen Unternehmen, und wurden
die Dragoner ihm zur Verstärkung vorausgesandt. Die Colonnen folgten, so schnell
es bei den engen Wald- und Bruchwegen möglich war. Unterdessen hatte der Prinz
die Stellung der Schweden in der linken Flanke umgangen, und Meie waren genothigt
worden, weiter rückwärts bei dem Dorfe Hakenberg neue Stellung zu nehmen, ^etzt
war aber auch der Kurfürst mit der Hauptmacht (5600 Reitern nebst 13 Gejchutzen)
herangekommen. . . — .
i) Se. Churfl. Durchlaucht bemächtigten sich alsbald einiger Sand-
berge, postirten darauff das wenige Geschütz, nebst den dörfflingeychen
Dragonern, und führeteu selbst etliche Esquadrouen vom lincken Flügel,
die sie vorhero dero Manier nach, freundlich animiret hatten, nicht ohne
sonderer Gefahr, Massen der Stallmeister Frobenius-) mit emer
StückKugel ihr an der Seite erleget wurde, auf den Feind an, welche
tapffer mit demselben chargirten, ob sie wol viele Canon-Schüffe vorhero
von demselben außhalteu musten, da sich dann das Gefecht mnb 8 Uhr
morgends bey obgedachtem lincken Flügel scharst' anhnb. Die Schwedische
Kavallerie ward bald anfangs zurückgetrieben, wolte auch nicht recht an-
beissen, sondern hielte sich bey der Infanterie, auf welche die Churfl.
Kavallerie treffen muste, so sehr gefährlich war, ein Theil dero Infanterie
aber aävancirte auf das Churfl. Geschütz, in Hosnung, weil keine Infanterie
dabey, es weg zu bekommen, es ward aber dasselbe von der Trabanthen
i) Theatrum Europaeum. Bd. XI., S. 830 -831. Auch Pufendorf.
Lib. XIII., 36. , m1
3) Der ausführliche Bericht über die Schlacht ber Fehrbellin im Theatrum
Europaeum erwähnt nichts von dem Opfertobe des in Lied und Bild vielfach gefeierten
Stallmeisters Froben, ebenfalls findet sich auch bei Pusendors keine Notiz darüber; erst
Gundling erzählt (1709) in seiner handschriftlichen Biographie des großen Kurfürsten
den bekannten Pferdetausch. Nichtsdestoweniger darf aber Froben und namentlich die
sich an seinen Namen knüpfende That nicht in das Gebiet der historischen Sage »emnqen
werden, wie das vielfach geschehen ist, wenngleich der wahre Verlauf der be¬
deutend von der üblichen Erzählung abweicht. Nach der gründlichen Forschung des
Dr. Brecht, Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins, haben wir uns die
Vorgänge in der Schlacht etwa folgendermaßen zu denken: Als sich der Kurfürst dem
Feuer der Feinde aussetzte, ritt er einen Schimmel und erhielt kurz hintereinander zwei
Kugeln gegen den Brustharnisch. Da bot Froben dem Kurfürsten sein Ipferd an zum
Tausch, fiel aber fast in demselben Augenblick, von einer Stückkugel getroffen, zu Boden
und bespritzte den Kurfürsten mit seinem Blute. Jetzt erst erkannte der Kurfürst die
Gefahr und tauschte mit dem Leibjäger Uhle sein Pferd aus. Und kaum war der
Tausch geschehen, als der Schimmel getroffen niederstürzte und Uhle verwundet wurde.
Was Froben gewollt, hat Uhle gethan, vielleicht ohne es zu wollen; der Ruhm Froben s
wird aber dadurch kaum verringert.