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vereinigen und dadurch zu höherer Cultur zu führen; das suchte er theils durch Ver-
wandtschaftsbündnisse mit Fürsten, theils durch friedliches und auch kriegerisches Ein-
greifen zu erreichen. Durch Mistrauen gegen die Katholiken wurde er später zur Härte
getrieben. (Der römische Bischof Johannes eingekerkert, Symmachus und
Boethius hingerichtet.) Bald darauf starb er. 526.
Für den unmündigen Enkel des Theoderich, Athalarich, führte leine Mutter
Amalasun tha die Regierung. Nach dessen frühem Tode (534) vermählte sich Amala-
suntha mit ihrem Vetter Theodat, der sie im Bade erdrosseln ließ; dies diente dem
oströmischen Kaiser Justinian (527—565) zum Vorwande des Krieges. Die Führung
desselben übergab er seinem Feldherrn Belisar, der auf seinen Befehl im Jahre 534
das Vandalenreich in Afrika zerstört hatte. (Gelimer.) Belisar eroberte schnell
Sicilien, und von den Römern unterstützt, unterwarf er einen großen Theil Italiens.
Die Gothen erschlugen den unfähigen Theodat und erhoben Vitiges an seine Stelle.
Der Kampf schwankte hin und her, endlich mußte sich Vitiges 539 in Ravenna er¬
geben und gefangen dem Belisar nach Konstantinopel folgen. 541 erwählten die Gothen
Totilas zum König, der noch einmal fast ganz Italien eroberte und sich gegen
Belisar, der aus Eisersucht von Konstantinopel schlecht unterstutzt wurde, behauptete.
Gegen Narses, der dem abgerufenen Belisar folgte, verlor er aber in der furchtbaren
.Schlacht bei Tagenä Sieg und Leben. Den letzten Verzweiflungskampf versuchten die
Gothen am Sarnus (fließt vor Nuceria in die Bucht von Neapel) unter Tejas.
Dieser fiel, und die Gothen erhielten freien Abzug. 553. Italien wurde nun ost-
556. römische Provinz unter Verwaltung eines Exarchen. (Ravenna Hauptstadt;
Narses Exarch.)
§ 19.
Die Langobarden.
Quellenschrift: Paulus Diaconus, Geschichte der Lemgo¬
barden. (Die Geschichte der Longobarden von Dr. Otto Abel.)
Paulus Warnefried Diaconus ist um's Jahr 130 inFriaul geboren; er
stammte von edler Familie und wurde in Pavia am Hofe des Königs Ratchis
erzogen. Dem Herzog Arichis von Benevent und dessen Gemahlin Adel-
perga, der Tochter des letzten Longobardenkönigs Desiderius, war er sehr
befreundet; für letztere schrieb er seine „römische Geschichte", die lange
Zeit Lehrbuch gewesen ist. Schon vor 782 finden wir ihn zum geistlichen
Stande übergetreten im Kloster Monte-Casino. Von hier aus lernte ihn Karl
der Grosse kennen, der ihn an seinen Hof zog. Obgleich er hier wegen seiner
bedeutenden Gelehrsamkeit, namentlich wegen der gründlichen Kenntnis der
griechischen Sprache, sehr geschätzt wurde und alle Ehre genoss, trieb ihn
doch die Sehnsucht wieder nach seinem Kloster in Italien, wo der Ruf seiner
Gelehrsamkeit viele Schüler um ihn sammelte. Hier schrieb er das be¬
deutendste und letzte Werk seines Lebens, „die Geschichte der Longobarden".
Noch vor der Vollendung dieses Werkes starb er. Das Jahr seines Todes
ist unbekannt; jedenfalls liegt es nicht mehr im neuen Jahrhundert. — Ueber
ihn urtheilt Wattenbach („Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter")
folgendermassen: „Lässt er auch als gelehrter Geschichtschreiber viel zu
wünschen übrig, so entschädigen uns doch dafür andere- sehr wesentliche
Vorzüge : die einfache Klarheit seiner Darstellung, die lautere Wahrheitsliebe,