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Stellung des fast bis Tilsit reichenden russischen rechten Flügels war der 9. Februar
in Aussicht genommen worden. Als sich aber beim Feinde Anzeichen rückwärtiger
Bewegungen bemerkbar machten, schritten die Truppen schon am 8. zum Angriff.
Am 9. Februar waren die feindlichen Stellungen genommen. Der Feind ging
in südöstlicher Richtung zurück. Die deutschen Truppen folgten in Gewalt-
Märschen. Trotz der allergrößten Schwierigkeiten, die diesen Märschen die
Naturgewalten entgegenstellten, kamen die Marschkolonnen rasch voran. Die Ver-
folgung durchschritt in flottem Zuge Pillkallen, Eydtkuhnen und erreichte, nun
schon ganz auf russischem Boden, Kalwarja und Mariampol, die bereits am
12. Februar besetzt waren.
4. Der Kampf in der flßitte. Während so die Truppen des General-
obersten v. Eichhorn bei Schnee und Eis in Gewaltmärschen auf Suwalki und
Segny zustrebten und der äußerste rechte Flügel sich unter General Litzmann
über Grajewo auf Augustow Bahn brach, hatte auch die Mitte der Truppen
des Generals v. Below mehrtägige Kämpfe durchzuführen. Der Gegner hatte
nämlich, seitdem seine beiden Flügel zurückgedrängt waren, auch den Rückzug
der vor der Angerappstellung und den Befestigungen von Lützen verwendeten
Kräfte eingeleitet. Um diese hart an der Klinge zu behalten, schritten nun auch
die in den Befestigungen zurückgehaltenen Truppenteile zum Angriff gegen den
weichenden Feind. So entwickelten sich längere Kämpfe, die besonders in der
Gegend von Lyck mit großer Erbitterung ausgefochten wurden. Um nämlich
den Abzug der großen Massen durch die noch freie Lücke Augustow-Suwalki
zu ermöglichen, versuchte der Feind, der hier über seine besten sibirischen
Truppen verfügte, sich in dem leicht zu verteidigenden Gelände um jeden Preis
zu behaupten, und setzte sich vor allem in den Engen zwischen den Seen
hartnäckig zur Wehr. Und Tage heißen Ringens waren notwendig, um die
Russen aus ihren Stellungen zu vertreiben. Erst am 14. Februar rückten fast
gleichzeitig aus der Lötzener Straße Teile der Mittelarmee und von Bialla her
die nördliche Gruppe des rechten Flügels in Lyck ein. Diese Kämpfe spielten
sich unter den Augen des Kaisers ab, der mit gespannter Aufmerksamkeit ver-
folgte, wie sich unsere Truppen in mühseligem Kamps vorarbeiteten. Kaum
war die Meldung erfolgt, daß Lyck genommen fei, da eilte er nach der Stadt
vor und hielt unmittelbar nach ihrer Befreiung seinen Einzug in die masnrische
Hauptstadt. Und es war ein soldatisches Bild von einziger Schönheit, als die
aus schwerem Kampfe kommenden Truppen sich um den unerwartet in ihrer
Mitte erscheinenden Kaiser scharten und ihrem Stolz und ihrer Freude durch
begeisterte Hurrarufe und durch Singen vaterländischer Lieder einen hinreißenden
Ausdruck gaben.
5. Der Ausgang der Schlacht. Die verfolgenden Truppen gelangten
an diesem Tage noch über Lyck hinaus. Am 15. war kein Russe mehr auf
deutschem Boden. Die letzten Reste der geschlagenen Heeresmassen suchten sich
der fast vollständigen Einkreisung durch schleunige Flucht auf dem einzigen
Ausgang, der ihnen noch geblieben war, zu entziehen. Sie gerieten aber,
indem sie sich durch die zwischen Augustow und Suwalki noch vorhandene
Öffnung hindurch zu retten suchten, in den sumpfigen, mit Seen durchsetzten,
weglosen Wald von Augustow, durch den sie sich schwer hindurchwinden konnten.
Inzwischen aber schloß sich vor ihnen der Eisenring völlig. Während die deutsche