Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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in den Augen vieler der kirchlichen Reformation einen Makel auf, und an 
mehr als einer Stelle wurde gleichzeitig mit dem Aufruhr auch die lutherische 
Lehre unterdrückt, so in Würzburg und Bamberg und in anderen Gebieten 
Oberdeutschlands. Doch hatte in Norddeutschland die lutherische Sache 
mächtige Verfechter in der Person vieler Fürsten, die sich durch den Bauern- 
ausruhr nicht beirren und neben Luther die Weiterführung des Reformations- 
Werkes sich angelegen sein ließen. So Johann der Beständige (1525 bis 
1532) von Sachsen und der jugendlich feurige Landgraf Philipp von 
Hessen. Johann der Beständige ließ nach Luthers Rat und Ordnung die 
sächsische Landeskirche einrichten (1526), und nach dem Vorbilde der 
Kirchenreform in Sachsen wurde in allen Landesteilen, wo die Reformation 
Aufnahme fand, das Klosterwesen und der Cölibat aufgehoben, der Gottes- 
dienst in der Landessprache gehalten, die Bibel in der Volkssprache verbreitet, 
das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht und der christliche Unterricht 
der Jugend und des Volkes sorgfältig getrieben. Die Ordnung des Kirchen- 
jahres mit seinen Festen wurde beibehalten, nur die Heiligenfeste verschwanden 
allmählich ganz, die Liturgie schloß sich an die Messe an, und die Predigt 
des göttlichen Wortes trat in den Mittelpunkt. Neben Philipp Melanchthon 
wirkten rastlos mit Luther der feurige Nikolaus von Amsdorf, der 
beredte Justus Jonas und der milde, zur Kirchenregierung besonders 
geschickte wittenbergische Pfarrer Johann Bugenhagen. Als die sächsische 
Kirchenvisitation von 1527—29 eine große Unwissenheit der Gemeinde 
und ihrer Prediger und Lehrer enthüllte, schrieb Luther für die christliche 
Unterweisung im' Haufe wie in Schule und Kirche seinen großen und 
kleinen Katechismus (1529). Der kleine Katechismus hat neben der 
lutherischen Bibel und dem auch von Luther ins Leben gerufenen deutschen 
Kirchenlieds das meiste für die Begründung und Festigung der lutherischen 
Kirche getan. Viel erhoffte Luther auch für seine Sache von einem guten 
Jugendunterricht. Deshalb forderte er von den Stadtobrigkeiten in 
seiner Schrift „an die Bürgermeister und Ratsherren aller Städte 
Deutschlands, daß sie christliche Schulen ausrichten und halten" sollten 
(1524). Um die Schriftwidrigkeit des Cölibats durch sein eigenes Beispiel 
zu erweisen, hatte er sich i. I. 1525 mit Katharina von Bora ver- 
mahlt und gab nun in seinem Hause das Vorbild eines gemütvollen, 
deutschevangelischen Familienlebens. 
Neben den Landesherren von Sachsen und Hessen zählten zu den 
ersten Fürsten, die zum Luthertum übertraten, der deutsche Ordensmeister 
Albrecht von Brandenburg, der mit Einführung der Reformation 
das deutsche Ordensland zum erblichen Herzogtum Preußen umgestaltete 
Heinze-Rosenbnrg, Die Geschichte. II. 2. Aufl. 13
	        
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