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hatte, wandten sich die Griechen zur Flucht. Mit der Niederlage bei
Chäronea wurde Griechenlands Freiheit begraben.
Philipps Ende. Philipp beutete seinen Sieg mit Besonnenheit und
Mäßigung aus. Nur Theben, das ihn ganz besonders gereizt hatte, erhielt
eine macedonische Besatzung. Athen und viele andere Städte nahm er in
die macedonische Bundesgenossenschaft auf, und nachdem er durch einen
Zug in den Peloponnes seine beherrschende Stellung auch dort geltend
gemacht hatte, berief er die Abgeordneten der ihm verbündeten Städte nach
Korinth. Hier eröffnete er ihnen seinen großen Plan, Persien zu er-
obern, um dadurch den Nationalkrieg gegen das persische Reich zu vollenden.
Dann kehrte er nach Macedonien zurück, um alle Vorbereitungen zum
Kriege zu treffen. Während derselben wurde er auf dem Hochzeitsfest seiner
Tochter von einem plötzlichen Tod ereilt. In festlichem Gewände schritt
er freudig durch die jauchzende Menge zum Theater, als einer seiner Leib-
Wächter auf ihn eindrang und mit dem Schwerte durchbohrte. Eine Be-
schimpfung durch einen Verwandten des Königs, sür die ihm Philipp die
Genugthuung verweigerte, hatte den Mörder zur That getrieben.
b) Alexander der Große. 336—323.
Alexander bis zu seinem Regierungsantritt. Alexander war erst
zwanzig Jahre alt, als Philipp starb, besaß aber alle Eigenschaften, um
die Eroberungen seines Vaters zu behaupten. Er war in derselben Nacht
geboren, in der die Brandfackel des Herösträtus, der in wahnwitziger Ruhm-
sucht seinen Namen unsterblich machen wollte, den herrlichen Tempel der
Artemis zu Ephesus in Brand steckte. Dem von Natur hochbegabten Sohne
gab Philipp einen der größten Philosophen des Altertums, Aristoteles, zum
Lehrer, den er dazu mit den Worten einlud: „Nicht daß mir ein Sohn ge-
boren, sondern daß er in deinen Tagen geboren ist, macht mich froh; von dir
erzogen und gebildet, wird er der großen Bestimmung, die einst sein Erbe
ist, gewachsen sein." So erhielt Alexander eine vorzügliche Ausbildung
seines Geistes, und allezeit bewahrte er seinem Lehrer die innigste Ver-
ehrnng. Er sagte oft: „Meinem Vater verdanke ich nur mein Leben, meinem
Lehrer aber, daß ich würdig lebe." Sein Lieblingsschriftsteller wurde Homer,
dessen Jliäde ihn später auch bei seinen Feldzügen begleitete. Ein Held zu
werden wie Achilles, war sein höchster Wunsch, und wie jener an Patro-
klns, so hing er an seinem Jugendfreunde Hephästion. In ritterlichen
Übungen übertraf er alle. Schon als Knabe bändigte er das wilde Roß
Bucephalus, an das sich niemand wagte, und das später sein treues Schlacht-
roß wurde. Damals rief Philipp voll Stolz über die Kraft und Geschick-