Full text: Die Alte Geschichte (Teil 1)

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Staaten bildeten, und von dem die Kultur von ganz Vorderasien ausging. 
Schon die biblische Erzählung von dem Turmbau zu Babel in der 
Ebene Sinear und der dabei entstandenen Sprachverwirrung bezeichnet 
Babylon als frühesten Sitz der Gesittung und als Mittelpunkt eines 
lebhaften Handelsverkehrs verschiedener Völkerschaften. Durch die Über- 
schwemmungen der beiden Flüsse und durch künstliche Bewässerung war 
Babylon eins der gesegnetsten Länder des Altertums, heute ist es eine 
zum Teil verödete, durch Sumps- und Moorniederung verwilderte Gegend. 
Die ältesten Bewohner Babyloniens waren die Sumerier und 
Akkadier, den turanischen Völkern verwandte Stämme, die zu Ansang des 
zweiten Jahrtausends v. Chr. von dem semitischen Stamm der Chaldäer^ 
oder Babylonier bezwungen wurden. Diese gaben dem Lande in der 
alten, schon von den Sumeriern gegründeten Stadt Babylon einen 
neuen Mittelpunkt. Der Gründer dieses semitischen Staates Babylonien 
ist nach der Bibel Nimrod, der Urenkel des Noah, gewesen. 
Schon in alter Zeit war Babylon unter den chaldäischen Königen 
zu einer hohen Blüte innerer Kultur und äußeren Wohlstandes gelangt, 
wo Reichtum und Pracht mit Kunstsinn und Gewerbthätigkeit verbunden 
war. Viele der großartigen Werke und Prachtgebäude, aus die das ganze 
Altertum mit Bewunderung blickte, wie die Ringmauern, die Königsburg und 
der Beltempel zu Babylon, sind schon in dieser Zeit altbabylonischer Herrlich- 
keit entstanden. Groß war die Sorgsalt, die die Herrscher aus die Mauern 
und Bauwerke der Stadt verwendeten. Dabei waren viele Schwierigkeiten 
zu überwinden, weil Babylon keine Felsenberge und Steinbrüche besaß. 
Doch hatte die Natur den Mangel an Bausteinen durch eine andere Gabe 
ersetzt. Es sand sich nämlich in der Umgegend ein unerschöpflicher Vor- 
rat trefflicher Ziegelerde, die teils an der Sonne getrocknet, teils in Ösen 
gebrannt, eine große Festigkeit und Härte erhielt; und einige Tagereisen 
stromanswärts gafr es reiche Lager von Asphalt oder Erdharz, das als 
Eement und Mörtel gebraucht wurde. Dieser Bindungsstoff verlieh dem 
Mauerwerk aus Ziegelsteinen eine unzerstörbare Dauerhaftigkeit. Bauholz 
lieferten die Palmbäume, womit das Land bedeckt war. Der Gips und 
die Kalksteinplatten, mit denen die Wände der Paläste und Tempel be- 
kleidet waren, mußten dagegen aus weiter Ferne herbeigeschafft werden. 
Zu hoher Ausbildung gelangten im alten Babylon die Gewerbe, 
unter denen die Leinwand- und Wollenweberei sowie die Purpurfärberei 
obenan standen, so daß babylonisch gefärbte Gewänder und fein gewobene 
Teppiche im ganzen Morgenlande berühmt waren. Die geographische Lage 
des Landes beförderte einen lebhaften See- und Karawanenhandel mit
	        
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