Full text: Die Alte Geschichte (Teil 1)

— 28 — 
Als Kleinasien dem Cyrns gehorchte, gedachte er seine Waffen gegen 
Babylon zu wenden, das die Verbindung des Hauptlandes Persien mit 
den neuen Eroberungen im Westen unterbrach. Die Stadt Babylon wurde 
trotz der Stärke und Höhe ihrer Mauern von Cyrus durch Abgrabung 
53s des durchströmenden Euphrat erobert und der letzte König Nabonetus 
mit seiner Familie verbannt. Den Juden gestattete Cyrus, in ihre Heimat 
zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. (536.) Zugleich mit 
Babylon waren dessen Vasallenstaaten Syrien, Phönizien, Palästina u. s. w. 
gewonnen; vom Jaxartes bis zur Halbinsel Sinai, vom persischen Meer- 
busen bis zum Hellespout gehorchte die Welt dem neuen Eroberer. 
In blutigen Kämpfen mit den streitbaren Steppenvölkern nördlich 
vom Jaxartes hat Cyrus sein Ende gefunden. Der Sage nach habe Tomyris, 
die Königin der wilden Massageten, dem gefangenen Cyrus das Haupt ab- 
schlagen, es in ein Gefäß mit Blut tauchen lassen und dabei die Worte ge- 
sprechen: „Nun trinke dich satt, Unersättlicher." In Wirklichkeit ist Cyrus 
infolge schwerer Verwundungen unter den Seinigen gestorben und sein Leich- 
narrt in den Königsgräbern zu Pasargadä beigesetzt worden. Noch heute zeigt 
man auf der Stätte des alten Pafargädä als Grabmal des Cyrus (Fig. 10) 
eine einfache Grabkammer, die sich auf einem massiven, terrassenförmig auf- 
steigenden Unterbau erhebt. Cyrus wurde nach seinem Tode von den Persern 
wie ein Vater verehrt und seine Regierung als milde und weise gepriesen. 
Kambyses (529—522). Kambyses, der Sohn des Cyrus, war seinem 
Vater sehr unähnlich. In Üppigkeit erzogen, wurde er im Besitze der 
Macht bald ein launenhafter und grausamer Despot, der keine Schranken 
seiner Gewalt anerkennen wollte. Aus Mißtrauen ließ er seinen eigenen 
Bruder Bartja, Smerdis von den Griechen genannt^ heimlich töten. 
Im fünften Jahre seiner Herrschaft zog Kambyses mit einem Heere 
nach Ägypten, beffen Reichtümer fchon früher die Habgier asiatischer 
Herrscher gereizt hatten. Er besiegte die Ägypter in gewaltiger Schlacht bei 
Peluslum (525), belagerte und eroberte die Hauptstadt Memphis und 
nahm hier den König Psammenit gefangen. In kurzer Zeit war ganz 
Ägypten unterworfen, und nun fiel das alte Pharaonenland in Knecht- 
schaft, um nie wieder zur Freiheit und Selbständigkeit aufzusteigen. Ägypten 
wurde eine persische Provinz, nur mit Not entschlüpfte Karthago dem 
persischen Joch, und selbst Äthiopien zahlte Tribut an den Perserkönig. 
Während Kambyses in Ägypten grausam wütete, zumal gegen die 
dortigen Priester, und Denkmäler und Tempel zerstörte, bemächtigte sich 
ein Meder, der dem ermordeten Smerdis (Bartja) sehr ähnlich sah, des 
Thrones und ließ durch Herolde in allen Provinzen des Reiches verkündigen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.