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winterliche Dbe der Natur ist das Werk der dann trauernden und zürnenden
Mutter. Sie lehrt die Herrscher des von ihr geliebten Eleusis die Feier
der eleusinischen Mysterien, die sich aus Saat und Ernte, Ersterben
und Wiederaufleben der Natur, Tod und Ausersteheu beziehen. — An die
Verehrung der Demeter schließt sich der Dienst des Dionysius (Bacchus),
des Weingottes. Er ist der Sohn des Zeus und in Theben geboren.
Als Gott der üppigen Fruchtbarkeit und des Weinstockes bringt er den
Menschen Freude und Begeisterung. An seinen Festen werden begeisterte
Lieder unter Musikbegleitung (Dithyramben) gesungen, die die Thaten und
Geschenke des Gottes seiern. Umgeben von tierähnlich dargestellten Satyrn
und Silenen, Bacchantinnen oder Mänäden, rasenden Weibern, auf seinem
Gespann von Tigern oder Panthern sitzend, erobert sich Dionysius die
Welt. Als Waffe tragen seine Anhänger den mit Epheu umwundenen
Thyrsnsstab, und ihr Zurus lautet Evöe.
Hestia (Vesta), die jungfräuliche Schwester des Zeus, ist die Göttin
des Familienlebens, des häuslichen Herds, auf dem ein ihr geweihtes Feuer
beständig unterhalten werden muß. Da der Staat sich aus der Familie
entwickelt hat, so ahmte er diese Einrichtung nach und nährte im Regiernngs-
gebände, im Prytaneum, durch unvermählte Jungfrauen ein ewiges Feuer
für die Göttin. Von diesem heiligen Herde nahmen die Ansiedler das
Feuer in die Fremde mit.
Apollo und Artemis, die Kinder des Zeus und der Leto (Latöna),
sind aus der Insel Delos geboren. Sie sind die Gottheiten des Lichts,
und da ihre Strahlen den Pfeilen zu vergleichen sind, so führen sie nicht
bloß den Bogen, sondern entfernen auch mit ihren Geschossen Krankheit
und Tod.
Als Sonnengott (Helios) sieht Phöbus Apollo alles Irdische und
dringt in die verborgenen Tiefen des Menschenherzens wie der Zukunft
ein. So wird er der Mund des Zeus, der Orakelgott, und spendet von
seinem Orakel zu Delphi aus durch die Pythia Ratschläge, die freilich
oft von den leidenschaftlich verblendeten Menschen salsch aufgefaßt werden.
Als der Beschützer alles Schönen und Guten straft er den Frevler und
rächt jede Übelthat, aber er heilt auch und sühnt, verscheucht Übel und
Tod. Seine heilbringende Kraft ist verkörpert in seinem Sohne Asklepkus
(Äskulap), dem Gott der Heilkunde, mit dem Attribut der Schlange, dem
Symbol der sich verjüngenden Lebenskraft, und in seiner blühenden
Tochter Hygiea, der Gesundheit. Als Meister der Lyra, der mit
seinem Saitenspiel die Herzen der Götter bezaubert, ist Apollo der
Gott der von ihm begeisterten Sänger und der Führer der neun