Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Teil 2)

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— 3. Er hat den Protestantismus, der dem deutschen Wesen recht eigentlich 
entspricht, gegen Vernichtung geschützt. — 4. Durch seine hervorragenden Regenten- 
tugenden und die Erfolge seiner Regierung war er ein Vorbild der andern 
deutschen Fürsten. Manche eiferten ihm nach, und so kam auch deren Unter- 
tanen Friedrichs Regierung zu gute. 
5. Ursachen der französischen Revolution. 
Bald nach Friedrichs des Großen Tode brach in Frankreich 1789 die 
große Revolution aus, die in den nächsten 25 Jahren erst in Frank- 
reich, dann in ganz Europa gewaltige Umwälzungen der innern und 
äußern Staatsverhältnisse zur Folge hatte. Welches waren ihre Ur- 
\ I. Die ungeheure Staatsschuld. Sie betrug Ende der 1780er Jahre 
bereits 41/3 Milliarden Franks und wuchs, da der Staat die Zinsen nicht 
bezahlen konnte, jährlich um 200 Millionen Franks. Sie war veranlaßt 
1. durch kostspielige Krieae: Ludwig XIV. führte die drei Raubkriege und 
den spanischen Erbfolgekrieg, Ludwig XV. den österreichischen Erbfolgekrieg, 
den siebenjährigen Krieg gegen Preußen und gleichzeitig den siebenjährigen 
Seekrieg gegen England, Ludwig XVI. nahm teil am nordamerikanischen 
Unabhängigkeitskriege gegen England. — 2. Durch die Verschwendung 
im Hofhalte. Um die Majestät des Königs recht hervorzuheben, waren 
er und seine^amilienglieder mit einer Unzahl von Beamten und Dienern 
umgeben, die hoch besoldet wurden. So beschäftigte der Tafeldienst des 
Königs allein 300 höhere Beamte, von denen z. B. der Haushofmeister 
84000 Franks Gehalt erhielt. Jede erste Kammerfrau erhielt 50000, die 
Gouvernante der königlichen Kinder 35 000 Franks. In Summa wurden 
15000 Beamte und Diener am Hof mit 40—5„0SMiomt_j^ranB be¬ 
soldet. Alle diese wußten außerdem durch Unterschleife und Betrügereien 
sich noch Nebeneinnahmen zu verschaffen. So war es noch unter dem 
einfachen Ludwig XVI. Unter seinem Vorgänger war die furchtbare Ver¬ 
schwendung der Geliebten und Günstlinge des Königs dazugekommen. 
\n. Die ungerechte Verteilung der Pflichten und Rechte im Staate. 
Von den Einwohnern Frankreichs bildeten 1/2 °/0 als Geistliche den ersten, 
1/9 °/0 Adlige den zweiten und 99 °/0 Bürger und Bauern den dritten 
Stand. Der erste und zweite Stand besaßen zusammen 2/s alles Grund¬ 
besitzes, der dritte nur 1/3. Jene zwei waren frei von Steuern, vom Kriegs- 
dienst und von Einquartierungslasten; alle diese Pflichten und Lasten trug 
allein der dritte Stand. Die hohen Geistlichen hatten Einkünfte von 
10000,0 bis 1 Million Franks; sie lebten rrtetft in Paris in Verschwen-
	        
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