Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Teil 2)

— 67 — 
Danzi g und Thorn, sowie Südpreußen; bei der dritten Teilung 
Polens 1795 fielen ihm Neu-Ostpreußen und Neuschlesien zu. (Von 
diesen Erwerbungen bei der zweiten und dritten Teilung besitzt Preußen 
heute nur noch den Südteil der Provinz Posen; alles übrige hat Rußland.) 
— Der kinderlose Markgraf von Ansbach und Bayreuth trat seine 
Länder gegen eine Jahresrente an Preußen ab. (1807 an Bayern ab¬ 
getreten.) 
Im Innern gewann sich der König den Beifall des Volkes, als er 
die verhaßte französische Regie abschaffte und das Tabaks- und Kaffee- 
Monopol aufhob. Leider mußte er bald die Tabaksteuer wieder einführen 
und noch viele andere Steuern dazu. Denn nicht nur die Kriege kosteten 
viel Geld, fondern auch die verschwenderische Hofhaltung, zu der der 
König neigte. Aus Bequemlichkeit überließ er seinen Günstlingen die 
Staatsgeschäste und beschenkte sie überreich mit Geld und Gütern, während 
sie sich selbst noch zu bereichern wußten. So war der von Friedrich dem 
Großen übernommene Staatsschatz bald leer, und die Staatsschuld wuchs 
von Jahr zu Jahr. — Ergebnisse seiner Regierung: a) Das staat¬ 
liche Ansehen Preußens im Auslande war verloren, b) Die Staats¬ 
schuld betrug 110 Millionen Mark, c) In Volk und Armee waren 
Zucht und Ordnung im Sinken, bewirkt durch die Verschwendnngs- und 
Genußsucht des Hofes. 
2. Friedrich Wilhelm III. Er war als Sohn Friedrich Wilhelms II. 
1770 geboren und als Knabe nach den Vorschriften und unter der Auf- 
ficht Friedrichs des Großen erzogen worden. Als Kronprinz hielten ihn 
die Räte seines Vaters von allen Staatsgeschästen sern; in den Feldzügen 
gegen Frankreich bewies er sich mutig und kaltblütig. In Frankfurt a. M. 
lernte er 1793 die Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz kennen 
und verlobte sich mit ihr; Ende des Jahres fand die Vermählung statt. 
Er führte mit ihr eine glückliche Ehe; die zwei ersten Söhne waren Fried- 
rich Wilhelm, geboren 1795, und Wilhelm, geboren 1797. Das muster¬ 
hafte Familienleben des kronprinzlichen Paares, ein Leben in Einfachheit, 
herzlicher Liebe und gegenseitigem Vertrauen, war dem Volke ein hohes 
sittliches Vorbild im Gegensatz zu dem unsittlichen und verschwenderischen 
Leben am Hofe Friedrich Wilhelms II. 
1797 trat Friedrich Wilhelm III., 27 Jahre alt, die Regierung an. 
Er besaß einen klaren Blick für die Mängel des Staatswesens, hatte aber 
nicht das nötige Selbstvertrauen, seine Ansicht als die richtige geltend zu 
machen und ihre Ausführung durchzusetzen. Einem kühnen und entschlossenen 
Handeln war er abgeneigt. Von der zweiten Koalition 1799 hielt er sich 
5*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.