Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Teil 2)

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fern, so sehr die Verbündeten ihn lockten; er hatte Ursache, weder Österreich 
noch England zu trauen. Er nahm 1803 die überreiche Entschädigung 
für die verlorenen linksrheinischen Gebiete, was Preußen den Neid und 
das Mißtrauen der kleineren deutschen Staaten einbrachte. Als 1805 der 
dritte Koalitionskrieg ausbrach, glaubte er seinem Staate und Norddeutsch^ 
land am besten zu dienen, wenn er neutral bliebe. Als aber französische 
Truppen durch preußisches Gebiet (Ansbach) marschiert waren, befahl er 
die Mobilmachung des Heeres, um sich mit Österreich und Rußland zu 
verbinden. Zunächst versuchte er eine friedliche Vermittlung bei Napoleon; 
dieser aber hielt den preußischen Gesandten Haugwitz so lange hin, bis er 
bei Austerlitz die Verbündeten besiegt hatte. Nun stand Preußen allein 
dem Gewaltigen gegenüber. Daher bewog er leicht den furchtsamen Haug- 
Witz zu'dem Vertrag von Schönbrunn: 1. Preußen schloß mit Frank¬ 
reich ein Schutz- und Trutzbündnis. 2. Es trat auch das rechtsrheinische 
Kleve an Frankreich und Ansbach an Bayern ab und erhielt dafür 
Hannover, das dem englischen Könige gehörte. So gelang es dem arg- 
listigen Napoleon, Preußen nicht nur mit Rußland und Österreich zu 
verfeinden, die Preußen für treulos hielten, sondern auch mit England, / 
dessen Land er Preußen aufzwang. — Als 1806 Napoleon den Rheinbund f 
gründete, forderte er Preußen auf, die norddeutschen Staaten zu einem ' 
Bunde unter Preußens Führung zu vereinigen und den Titel „Kaiser von 
Norddeutschland" anzunehmen. Friedrich Wilhelm ging freudig auf den 
Plan ein und knüpfte Unterhandlungen mit den Fürsten an. Aber bald 
erfuhr er, daß Napoleon heimlich ihnen mit seiner Rache gedroht hatte, 
wenn sie sich Preußen anschlössen. Diese heimtückische Art empörte das 
ehrliche Herz Friedrich Wilhelms tief und ließ ihn die Feindschaft Napoleons 
erkennen. Als aber Napoleon bei seinen Friedensunterhandlungen mit 
England diesem sogar Hannover anbot, da sah Friedrich Wilhelm ein, 
daß nur noch Krieg die Ehre Preußens retten könne. Er ließ im August 
das Heer mobil machen und ernannte zum Oberfeldherrn den alten Herzog 
von Braunschweig. 
10. Preußens Fall 1806 und 1807. 
1. Mängel des Heerwesens. Friedrich Wilhelm zog mit schwerem 
Herzen in den Krieg; denn er hatte die großen Mängel seines Heeres klar 
erkannt. Die Truppen waren wohl sür den Exerzierplatz, aber nicht für 
den Krieg vorbereitet und geübt. Sie bestanden meist aus fremden ge¬ 
worbenen Leuten, die keine Liebe zu dem Lande hatten, dem sie dienten.
	        
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