Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Teil 2)

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Napoleon seine alte Kriegskunst noch einmal beweisen. Er griff erst 
Blüchers einzelne Korps an und warf sie zurück; dann ereilte Schwarzen- 
berg dasselbe Schicksal. Das entmutigte die Verbündeten so, daß sie 
Napoleon wieder den Frieden antrugen und ihm die Rheingrenze zuge- 
standen (Verhandlungen zu Chatillon). Napoleon zog die Verhandlungen 
hin, um Zeit zu gewinnen. Da griff Blücher rettend ein. Er zog Bülow 
und Wintzingerode an sich, so daß er 100000 Mann hatte und selbständig 
vorgehen konnte. Dadurch wurde auch Schwarzenberg zum Vormarsch ge- 
zwungen. Schwarzenberg schlug Oudiuot und Macdonald bei Bar sur 
Aube (25. Februar); Blücher besiegte Napoleon bei Laon (9. und 
10. März); Schwarzenberg siegte über Napoleon bei Arcis sur Aube 
(20. und 21. März). — Da faßte Napoleon einen verzweifelten Entschluß; 
er warf sich den Verbündeten in den Rücken und zog dem Rheine zu, 
hoffend, die Feinde würden ihm folgen. Diese aber schlugen seine Mar- 
schalle, die Paris schützen sollten, zurück (bei La Fere-Champeuoise) und 
drangen auf die Hauptstadt vor. Blücher erstürmte am 30. März den 
festen Montmartre, und Paris ergab sich. Am 31. März zogen 
Alexander und Friedrich Wilhelm an der Spitze ihrer geschonten Gar- 
den ein. 
Der Senat setzte Napoleon und seine Familie ab und rief die Bour- 
borten zurück. Napoleon entsagte dem Throne, behielt den Kaisertitel und 
erhielt die Insel Elba als selbständiges Fürstentum. Die Krone Frank- 
reichs erhielt Ludwig XYIII., ein Bruder des hingerichteten Königs. Mit 
ihm schlössen die Verbündeten den ersten Pariser Frieden. Be- 
stimmungen: 1. Frankreich erhält die Grenzen von 1792 (behält aber das 
deutsche Saarbrücken, Saarlouis und Landau). 2. Die Sieger verzichten 
a) auf jede Kriegskostenentschädigung, b) aus die Rückgabe der geraubten 
Kunstschätze. (Nur die Preußen nahmen ihre Viktoria zurück.) 3. Ihre 
Heere verlassen Frankreich so schnell wie möglich, um das Land zu 
schonen. 
Die Ursachen dieser übertriebenen Milde gegen Frankreich, das 20 Jahre lang 
die Länder Europas geknechtet, verheert und ausgeraubt hatte, waren folgende: 
1. Kaiser Alexander, der von den Franzosen als Befreier Frankreichs vom Joch 
des Korsen umschmeichelt wurde, wollte sich den Dank der großen Nation verdienen. 
2. England, Österreich und Frankreich waren gegen Preußen, das Abtretung von 
Elsaß, Lothringen und aller geraubten deutschen Gebiete verlangte. Ebenso forderte 
Preußen Entschädigung der Kosten, die es 1812 durch Verpflegung der großen 
Armee als Napoleons Bundesgenosse gehabt; auch die wurden ihm verweigert. So 
ungerecht behandelte man Preußen, das für den Krieg die größten Opfer gebracht 
und die meisten und herrlichsten Siege erfochten hatte. 
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