Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Teil 2)

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5. Mai 1821. Seine Gebeine wurden 1840 nach Paris überführt und 
dort im Jnvalidendome beigesetzt. 
6. Der Wiener Kongreß. Der Wiener Kongreß hatte nach der 
Unterbrechung durch Napoleon weiter getagt und schon vor der Schlacht 
bei Belle-Alliance seine Verhandlungen beendet. Seine Beschlüsse wurden 
in der Wiener Schlußakte (vom 9. Juni 1815) verkündet. Sie schuf 
fünf europäische Großstaaten: Rußland, Österreich, Frankreich, 
England, Preußen. 
a) Besitzveränderungen: l. Preußen erhielt von seinen Besitzungen 
von 1806 nicht zurück: Ansbach und Bayreuth, die bei Bayern 
blieben, Ostfriesland, das Hannover erhielt, und den größten Teil der 
abgetretenen polnischen Besitzungen, die an Rußland kamen. Dagegen 
erhielt es: a) Posen, Danzig und Thorn, Netzedistrikt; b) die Nordhälfte 
von Sachsen; c) Westfalen und das Siegener Land; d) die Herzogtümer 
Jülich und Berg, die Erzbistümer Trier und Köln; e) Schwedisch-Vor- 
pommern mit Rügen (von Dänemark gegen Lauenburg eingetauscht). 
Beurteilung: 1. Es war eine geringe Entschädigung für die gewaltigen 
Opfer, die Preußen gebracht hatte; es war sogar 600 Quadratmeilen kleiner als 
1806. — 2. Es war aber nun wieder ein reindeutscher Staat, für die ver- 
tonten polnischen Gebiete hatte es deutsche eingetauscht. — 3., Es erhielt eine 
Grenze, die sich von Westen nach Osten durch ganz Deutschland zog. Zu ihrer 
Verteidigung mußte es stets sein Heer in gutem Zustande erhalten, da es die Wacht 
am Rhein und an der Weichsel hatte. — 4. Es war in zwei große Hälften geteilt: 
zwei Westprovinzen und sechs Ostprovinzen. Das war gefährlich, wenn, im Fall 
eines Krieges die Zwischenstaaten Preußens Gegner waren, was 1866 eintrat. — 
Alle diese Verhältnisse machten es Preußen zur Aufgabe, stets eine deutsche 
Politik zu führen; die Sache Preußens war von der Deutschlands nicht mehr zu 
trennen. 
2. Österreich wurde besonders begünstigt. Es erhielt: die Lombardei 
und Venetien, Jllyrien und Dalmatien; Salzburg, Tyrol; Galizien. — 
3. Bayern erhielt die Rheinpfalz, Würzburg und Aschaffenburg, Ansbach 
und Bayreuth. — 4. Hannover wurde Königreich und erhielt Ostfriesland, 
Hildesheim, Goslar und Lingen. (Es war durch Personalunion mit Eng- 
land verbunden.) — 5. Die Niederlande und Belgien wurden zu einem 
Königreiche vereinigt, das der König von Holland erhielt. — 6. Rußland 
erhielt den größten Teil des Herzogtums Warschau als Königreich Polen 
(durch Personalunion mit Rußland verbunden). 
b) Die Verfassung Deutschlands Die Deutschgesinnten hatten 
erwartet, daß die deutschen Staaten zu einem Reiche unter einem 
Kaiser verbunden würden. Aber 1. Österreich wollte das Kaisertum nicht 
wieder haben, da ihm das Pflichten gegen Deutschland auferlegt hätte; es
	        
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