Full text: Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart (Teil 3)

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B. Auf Gottes schöner Erde. 
114. Ne Schahgräber. 
Ein Winzer, der am Code lag, rief seine Kinder her und sprach: 
„In unserm Berge liegt ein Schatz; grabt nur danach!“ — „An 
welchem Platz?“ so fragten alle, „sagt den Ort!“ — „Grabt! grabt!“ 
Er starb bei diesem Wort. 
Kaum war der Greis zur Gruft gebracht, so ward gegraben 
Tag und Nacht; mit Zacke, Karst und Spaten ward der Weinberg 
um und um gescharrt. Da war kein stloß, der ruhig blieb; man 
warf die Erde gar durchs Sieb und zog die Harken kreuz und quer 
nach jedem Steinchen hin und her. Allein es ward kein Schatz 
verspürt, und jeder hielt sich angeführt. 
Doch kaum erschien das nächste Jahr, so nahm man mit Er— 
staunen wahr, daß jede Rebe dreifach trug. Da wurden erst die 
Söhne klug und gruben nun, jahrein, jahraus, des Schatzes immer 
mehr heraus. Goltfr. Aug. Bürger. 
115. Der Winter. 
Wenn unsre Laubbäume alle ihre Blätter verloren haben, wenn, 
Blumen und Kräuter verschwunden sind, an unsern Fenstern dagegen in 
den langen Nächten Eisblumen wachsen, dann ist der Winter da. 
Hu, wie pfeift der Nordwind über das Feld! Ohren und Nase 
spüren besonders seine Schärfe, und das Auge wird von der weißen 
Fläche geblendet. Denn so weit man nur sehen kann — nichts als 
Schnee! Alles Pflanzenleben ist darunter begraben, und nur die kahlen 
Laubbäume ragen mit weißen Häuptern aus ihm heraus. 
Wie schlimm mag diese Zeit für die Tiere des Feldes sein! 
Raben und Rebhühner leiden Not, und die Hasen suchen mit den Rinden 
junger Bäume ihren Hunger zu stillen. 
Nicht minder öde ist es jetzt im Walde. Verstummt ist der Gesang 
der Vögel; ihre Nester sind dem Auge leicht sichtbar, denn außer Fichten 
und Tannen haben alle übrigen Bäume ihre Blätter verloren. Das 
muntere Eichhörnchen springt, um sich warm zu machen; es sättigt sich mit 
dem Samen der Fichten und mit Baumknospen und flüchtet sich hinter 
den breiten Stamm, wenn ein kalter Wind durch die Zweige fährt. 
Hirsch und Reh genießen grüne Brombeerblätter und zarte Zweige. Wenn 
aber der Schnee obenher gefriert, dann brechen die scharfen Hufe ein, 
und die Füße werden von der Eiskruste geschunden. Arme Leute 
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