Full text: Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 (Teil 2)

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Wer aber aus nichtigen Vorwänden und ohne Mangel körperlicher Kraft sich 
meinen Anordnungen zu entziehen suchen sollte, den treffe nicht nur die Strafe 
des Gesetzes, sondern die Verachtung aller, die für das, was den Menschen ehr- 
würdig und heilig ist, das Leben freudig zum Opfer bringen. 
Meine Sache ist die Sache meines Volkes und aller Gutgesinnten in Europa! 
Gegeben Breslau, den 17. März 1813. Friedrich Wilhelm. 
122. 
Aus Arndts Katechismus für den deutschen Wehrmann. 
Fundort: Tim Klein a. a. O. S. 146—148. 
Und es sind elende und kalte Klügler aufgestanden in diesen Tagen, die 
sprechen in der Nichtigkeit ihrer Herzen: 
Vaterland und Freiheit, leere Namen ohne Sinn, schöne Klänge, womit man 
die Einfältigen betört! Wo es dem Menschen wohlgeht, da ist sein Vaterland, wo 
er am wenigsten geplagt wird, da blüht seine Freiheit. 
Diese sind wie die dummen Tiere nur auf den Bauch und seine Gelüste ge¬ 
richtet und vernehmen nichts von dem Wehen des himmlischen Geistes. 
Sie grasen wie das Vieh nur die Speise des Tages, und was ihnen Wollust 
bringt, deucht ihnen das Einziggewisse. Darum heckt Lüge in ihrem eitlen Ge- 
schwätz, und die Strafe der Lüge brütet aus ihren Lehren. 
Auch ein Tier liebet; solche Menschen aber lieben nicht, die Gottes Ebenbild 
und das Siegel der göttlichen Vernunft nur äußerlich tragen. 
Der Mensch aber soll lieben bis in den Tod und von seiner Liebe, nimmer 
lassen noch scheiden. 
Das kann kein Tier, weil es leicht vergisset, und kein tierischer Mensch, weil 
ihm Genuß nur behagt. 
Darum, o Mensch, hast du ein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes 
Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet. 
Wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des Himmels zuerst 
leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst seine Allmacht offenbarten, und seine Sturm- 
winde dir mit heiligen Schrecken durch die Seele brausten, da ist deine Liebe, da 
ist dein Vaterland. 
Wo das erste Menschenaug sich liebend über deine Wiege neigte, wo deine 
Mutter dich zuerst mit Freuden auf dem Schöße trug, und dein Vater dir die 
Lehren der Weisheit und des Christentums ins Herz grub, da ist deine Liebe, da 
ist dein Vaterland. 
Und seien es kahle Felsen und öde Inseln, und wohne Armut und Mühe dort 
mit dir, du mußt das Land ewig lieb haben; denn du bist ein Mensch und sollst 
nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen. 
Auch ist die Freiheit kein leerer Traum und kein wüster Wahn, sondern in ihr 
lebt dein Mut und dein Stolz und die Gewißheit, daß du vom Himmel stammest. 
Da ist Freiheit, wo du leben darfst, wie es dem tapferen Herzen gefällt; wo 
du in den Sitten und Weisen und Gesetzen der Väter leben darfst; wo dich be¬ 
glücket, was schon deinen Mreltervater 'beglückte; wo keine' fremden Henker über 
dich gebietenl'und keine fremden Treiber dich treiben, wie man das Vieh mit dem 
Stecken treibt.
	        
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