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Üüber die weite Fläche aber spannt sich der blaue Himmel, und in der 
Ferne läuten die Sonntagsglocken. 
In den letzten Jahren sind weite Heidestrecken des Münsterlandes 
fruchtbar gemacht worden. Im Kreise Vorken haben fleißige Mönche 
5 mitten in der Heide ein großes Kloster gebaut, wo arbeitlose Menschen 
Unterkommen finden, wenn sie den Mönchen die Heide bebauen helfen. 
In andern wenig fruchtbaren Gegenden haben reiche Leute Fabriken 
errichtet, in denen Baumwollen- und Leinenzeug gemacht wird. Darin 
arbeiten die Menschen, verdienen reichlichen Unterhalt und sind ebenso 
10 zufrieden wie diejenigen Bewohner des Münsterlandes, die in den 
fruchtbaren Gegenden wohnen. In den fruchtbaren Gebieten des 
Münsterlandes aber steht das Korn in langen, üppigen Feldern, und 
auf den grün umbuschten Wiesen grasen fetle Rindern Muen zwischen 
den Feldern und Wiesen liegen die Bauernhäuser. Der Münsterländer 
is Bauer liebt es, allein zu wohnen. Abgeschlossen von dem Verkehr und 
dem Geräusch der Welt, hält er fest an den alten Gewohnheiten, Sitten 
und Gebräuchen. Auch die alten Wohnhäuser sind sich alle ähnlich. 
Sie sind einstöckig und haben eine große Tenne. Hier stehen zu 
beiden Seiten die Kühe und Pferde in langen Reihen und strecken 
20 die Köpfe auf die Tenne. Und wenn die große Küchentür offen 
steht, so sehen sie zu, wie die Mutter auf dem flackernden Herde 
das Essen kocht, oder hören auf den Abendsegen, den der Hausvater 
an dem großen Tische mit seinen Kindern und Dienstboten vor dem 
Schlafengehen betet. 
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273. Auf Westfalens Heide. 
Von Robert Neukirch. 
De Heide! In fast endloser Weite und Breite dehnt sich das Land. 
Da sieht man keine herrlichen Saaten wie auf dem fruchtbaren 
Ackerfeld, kein saftiges Grün wie auf der fetten Wiese, keine hohen Bäume 
wie im schattigen Walde. Niedriges Wacholder-⸗ und Tannenbuschwerk, 
30 bräunliches Heidekraut und dürre Grasbüschel bedecken fast überall die weite 
Fläche. Hier und da liegt einsam ein Haus. Am heißen Sommertag 
brennt die Sonne herab auf den einsamen Wanderer, der mühsam über 
den sandigen Weg oder über das glatte Heidekraut dahinschreitet. Kein 
Baum gewährt ihm Schatten, kein frischer Quell löscht seinen Durst. 
35 Sturm und Regen peitschen den schutzlosen Fußgänger, der am trüben 
Herbstabend die schmalen Heidepfade verfolgt. Unschlüssig steht er oft still 
in der unbekannten Gegend, weil er nicht weiß, wohin die zahlreichen 
Pfade führen. Wer so durch die Heide wandert, könme leicht auf den 
Gedanken kommen, sie sei vom lieben Gott vernachlässigt und biete nichts, 
10 was das Auge des Menschen erfreuen könnte. Und doch hätte e unrecht; 
denn auch die Heide ist nicht ohne Reiz.
	        
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